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Berlin: Pragmatisch und verlässlich

Seit Anfang August leitet Rolf Seutemann das Landesarbeitsamt

Seine Behörde verwaltet das Schicksal von über einer halben Million Menschen – von rund 557 000 Arbeitslosen in Berlin und Brandenburg. Die genaue Zahl derer, die in der Region ohne Job sind, wird Rolf Seutemann, der neue Präsident des Landesarbeitsamtes, am morgigen Mittwoch bekannt geben. Am vergangenen Freitag trat der 61Jährige die Nachfolge von Klaus Clausnitzer an, der Ende April in den Ruhestand getreten ist.

Für die meisten seiner Mitarbeiter ist Seutemann kein Unbekannter. Bis zum Jahr 2000 war er hier fast neun Jahre lang als Vizepräsident tätig, bevor er sich nach Kiel aufmachte. Dort leitete er das Landesarbeitsamt Nord, zuständig für die Bundesländer Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Hamburg. Den Kontakt nach Berlin hielt er aber auch in dieser Zeit - zumindest privat: Denn die Familie lebte weiter in Berlin, und Seutemann pendelte zwischen Dienst- und Wohnsitz. Auch deshalb war es dem studierten Diplom-Volkswirt ganz recht, dass der Vorstandsvorsitzende der Bundesanstalt für Arbeit, Florian Gerster, ihn im Frühjahr an die Spitze der hiesigen Behörde berief. Bei Arbeitgeberverbänden, den Gewerkschaften und auch den Wirtschaftsfachleute im Senat wurde die Berufung mit Freude registriert, denn in seinen Berliner Jahren hatte Seutemann sich in der Region viel Anerkennung erworben. Man wusste ihn als verlässlichen Partner zu schätzen.

Auch wenn Seutemann bei seiner Arbeit in der Behörde auf seine alten Kontakte zurückgreifen kann, waren seine ersten Berliner Arbeitstage in letzter Zeit doch vor allem davon geprägt, dass eine Referatsleitersitzung die nächste ablöste. In den drei Jahren seit seinem Weggang ist in der Arbeitsmarktpolitik viel passiert. Nach den Skandalen um die Vermittlungspraxis im vergangenen Jahr stehen die Arbeitsämter nun vor umfassenden Umstrukturierungen.

Der Gesprächsbedarf bei den Mitarbeitern ist dementsprechend – in so einer Situation wollen die Beschäftigten noch genauer wissen, was der Neue an der Spitze alles vorhat, verlautet intern. Aber es soll sich nicht nur behördenintern etwas ändern.

Auch die arbeitsmarktpolitischen Instrumente werden überarbeitet. Seutemann hält mit Kritik über die Praxis der vergangenen Jahre nicht hinterm Berg. Zu lange habe man sich auf öffentlich geförderte, befristete Maßnahmen konzentriert, die über die Beiträge der Arbeitnehmer und Arbeitgeber an die Bundesanstalt finanziert wurden, sagte er vor kurzem in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel. Dies hätte vielmehr eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein müssen und in Folge dessen auch aus Steuermitteln bezahlt werden müssen. Der jetzige Reformansatz sei richtig: „Die Arbeitsmarktpolitik muss auf Effektivität und Effizienz überprüft werden.“ Allerdings ist sich Seutemann als Pragmatiker auch bewusst, dass die Arbeitsmarktpolitik „nur Linderung, aber keine Heilung bringen kann“. sik

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