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Berlin: Pro & Contra: Soll es an Gymnasien Eingangstests geben? Härtere Auslese geplant – weil schwache Schüler die ganze Klasse hemmen

Seit Pisa gibt es keinen Zweifel mehr: Berlins Gymnasiasten liegen im Bundesvergleich nur im unteren Drittel. Der Bildungssenator hat eigene Vorstellungen davon, wie sich das Niveau heben lässt: Mit Vergleichsarbeiten und zentralen Abiturprüfungen sollen Standards gesetzt werden, um die keine Schule mehr herumkommt.

Seit Pisa gibt es keinen Zweifel mehr: Berlins Gymnasiasten liegen im Bundesvergleich nur im unteren Drittel. Der Bildungssenator hat eigene Vorstellungen davon, wie sich das Niveau heben lässt: Mit Vergleichsarbeiten und zentralen Abiturprüfungen sollen Standards gesetzt werden, um die keine Schule mehr herumkommt. Je mehr die „Qualitätsschraube“ angezogen wird, desto schwieriger wird es aber für Gymnasien, schwache Schüler zum Abitur zu führen.

Jetzt fragen sich besonders die innerstädtischen Schulen im schwierigen sozialen Umfeld, wie sie den steigenden Anforderungen gerecht werden können. Erste Stimmen fordern eine härtere Auslese bei der Aufnahme zum Gymnasium, um schwächere Schüler außen vor zu halten. Denn die jetzige Gesetzeslage schreibt den Gymnasien vor, dass sie jeden Schüler nehmen müssen, solange sie freie Plätze in ihren siebten Klassen haben: Die Eltern haben das letzte Wort.

Umstritten ist, welche Hürden aufgestellt werden sollen, um den Zugang zum Gymnasium zu erschweren. Eine Möglichkeit wären Aufnahmetests statt des jetzt üblichen Probehalbjahres. Die Gegner des Probehalbjahres argumentieren, dass die schwachen Schüler das Fortkommen der restlichen Klasse hemmen. Außerdem müssen die rund 1000 Schüler, die das Probehalbjahr nicht bestehen, anschließend die Schule wechseln und sich nach diesem Misserfolg in eine neue Klassengemeinschaft einfinden. Auch dies spricht gegen das Probehalbjahr.

Der Philologenverband plädiert dafür, Aufnahmeprüfungen zumindest dann anzuordnen, wenn Schüler trotz anderslautender Grundschulempfehlung auf ein Gymnasium geschickt werden sollen. Der Verbandsvorsitzende Jobst Werner hält die Gutachten der Grundschullehrer für sehr zuverlässig, weshalb er keine generellen Aufnahmetests befürwortet. Er hat zudem Zweifel, ob man Elf- oder Zwölfjährige mit dieser „stressigen“ Testsituation konfrontieren soll, die sie aus der Grundschule nicht kennen.

Auch das Pisa-Konsortium votiert nicht dafür, höhere Leistung durch eine verstärkte Selektion zu erreichen. Die Sicherung von Mindeststandards an Gymnasien sei vielmehr dadurch zu erreichen, dass die Lehrer „professionell“ mit unterschiedlichen Begabungen umgehen lernen, meinen die Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung angesichts der Erfahrungen in den erfolgreichen Pisa-Staaten.

Die Schulen fragen sich allerdings, wie sie in überfüllten Klassen mit bis zu 38 Schülern „professionell“ auf die großen Probleme etwa ausländischer Kinder oder sozialer Randgruppen reagieren sollen. Denn Förderstunden wie in den Grundschulen sind an den Gymnasien nicht vorgesehen.

Die FDP will einen Mittelweg. Zwar will sie am Elternwahlrecht nicht rütteln. Dennoch meint sie, dass sich der Schulleiter einen Teil der Schüler selbst aussuchen sollte. Jedenfalls sei das besser, als dem Bezirksamt die Zuweisung zu überlassen, findet die Abgeordnete Mieke Senftleben. Einen Aufnahmetest hält sie allerdings dann für richtig, wenn es um die Zulasssung zu den fünften Gymnasialklassen geht. Das jetzige Losverfahren sei eine „Katastrophe“. sve

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