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Berlin: Problemzone High-Deck-Siedlung

Am südlichen Ende der Sonnenallee wohnen seit kurzem viele Roma-Familien Nachbarn und der Bürgermeister sehen viele Konflikte, die Polizei aber nicht

Eigentlich kann man hier gut wohnen. Das viele Grün, die Spielplätze, die vielen Brücken und Ebenen, die die Häuser miteinander verbinden und die High-Deck-Siedlung zu etwas Besonderem machen. Die 25-jährige Mieterin schwärmt, wenn sie daran denkt, wie es hier am südlichen Ende der Sonnenallee war. Doch seit einem halben Jahr sei alles anders. „Ganz schlimm“, sagt die junge Frau. Ganz schlimm? Nun gut, viele Wohnungen scheinen leer zu stehen, viele Klingelschilder sind namenlos. Doch es gibt auch viele andere Wohnungen, deren Balkons üppig mit Blumen bepflanzt sind. Insgesamt ist in dem Areal Raum für 5000 Menschen.

„Sie müssen nach 17 Uhr wiederkommen“, sagt die 25-jährige Mutter dreier Kinder. „Dann sitzt hier alles voll.“ Seit ein paar Monaten seien viele Roma-Familien zugezogen. Die seien frech, würden kleine Mädchen belästigen, den Erwachsenen drohen. Sie lasse ihre Kinder nicht mehr alleine auf den Spielplatz. „Und wenn man um 23 Uhr sagt, sie sollen leiser sein, heißt es: Weißt Du, wie es ist, wenn man ein Messer im Rücken hat?“

Quartiersmanagerin Ines Müller bestätigt, dass es große Probleme mit den Roma-Familien gibt. „Nicht die eigentlichen Mieter verursachen die Schwierigkeiten“, sagt sie, „sondern deren Gäste.“ Oft seien bis zu 30 Leute in einer Wohnung, was bei den Nachbarn zu großem Unmut führe. Denn die Gruppen seien laut, würden die Treppenhäuser und die Grünanlagen als Toiletten benutzen, viel Alkohol konsumieren. Alteingesessene Mieter hätten um ihre Kinder Angst. „Wer kann, zieht weg“, sagt eine türkischstämmige Nachbarin, die seit elf Jahren hier lebt. Beschwerdebriefe an den Eigentümer der Häuser blieben unbeantwortet.

Beschwerden erreichen auch Bürgermeister Heinz Buschkowsky. „Seit vier Monaten gibt es massiven Zuzug von Roma-Familien. 25 Familien mit etwa 80 Kindern“, sagte er gestern im Abgeordnetenhaus. „Die schlafen selbst auf den Balkonen.“ In Wohnungen sollen bis zu 25 Matratzen liegen. Er habe die Namen der Familien der Polizei gegeben. Aber die sei auf seine Hinweise und auf die von Lehrern und Quartiersmanagern bislang nicht tätig geworden. „In Rotterdam wäre das anders.“ Dort hatten ihm Polizisten erzählt, dass sie auch schon bei kleinen Hinweisen in die Häuser gehen und mit den Familien sprechen.

„Es gibt keine belastbaren Zahlen, Daten, Fakten, die belegen, dass es ein Problem mit Sinti und Roma gibt“, sagt Hans Steffen, der Leiter des für die HighDeck-Siedlung zuständigen Polizeiabschnitts. Die Polizei hat wenig in der Hand, weil sich kaum Anwohner trauten, Anzeige zu erstatten, sagt Quartiersmanagerin Ines Müller. Auch dürfe die Polizei erst in eine Wohnung, wenn ein Straftatbestand vorliege. Aber man arbeite nun eng mit der Polizei, dem Ordnungsamt und dem Jugendamt zusammen, um das Problem in den Griff zu bekommen.

„Wir sind uns des Problems bewusst“, heißt es beim Wohnungsunternehmen Capricornus, dem 2000 der 2500 Wohnungen gehören. Man habe denjenigen Familien fristlos gekündigt, die sich vertragswidrig verhalten hätten. Außerdem achte man beim Auswahlverfahren intensiv darauf, dass sozialverträgliche Familien zuziehen. Zum Auswahlverfahren gehöre eine Anfrage bei der Schufa und die Klärung des Aufenthaltsstatus’. Auch dürfe ein potenzieller Mieter keine Mietschulden haben. Aber in der Regel stelle sich ein adrettes Paar mit netten Kindern vor. Wem als Gast Unterschlupf gewährt werde, lasse sich vorher nur schwer feststellen. clk/Ha

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