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Berlin: Professor als Verleumder beschimpft

Wie türkische Blätter über die Pisa-These des FU-Chefs berichten

Am heftigsten reagierte die Tageszeitung Türkiye auf die Worte des Präsidenten der Freien Universität Berlin, Dieter Lenzen. „Der Verleumder“ – „Nimm Deine Worte wieder zurück“ – „Entschuldige Dich, Professor Lenzen“ – forderte die Zeitung. Die bunt bebilderten Aufmacher der Europaseiten nahmen in der vergangenen Woche komplette Seiten ein. Grund der Aufregung: Der Wissenschaftler hatte nach der Veröffentlichung der letzten Pisa-Studie in einem Interview mit der „Berliner Zeitung“ behauptet, dass für das schlechte Abschneiden der Berliner nicht zuletzt die türkischen Kinder, speziell die Mädchen, verantwortlich seien. „Es gibt auch schon eine Studie aus Hannover, nach denen der Intelligenzquotient bei türkischen Migranten niedriger sein kann.“

Der Tagesspiegel beschrieb auf der Seite „Wissen und Forschen“, dass sich der FU-Präsident bei seiner These auf eine Studie, die zwei Psychologen der Universität Hannover im vergangenen Jahr veröffentlicht haben, stützt. Für die Türkiye wurde Lenzen drei Tage hintereinander zum Dauerbrenner. Sie berichtete über die Reaktionen von Prominenten, darunter dem Europa-Abgeordneten der Grünen, Cem Özdemir, und dem Vorsitzenden des Zentrums für Türkeistudien in Essen, Faruk Sen. Auch Politiker und Vertreter türkischer Organisationen aus Berlin kamen zu Wort, unter der Überschrift: „Es hagelt Widerstand“. Daneben präsentierte die Türkiye eine Schülerin nach der anderen, die mit Eins das Abitur bestanden haben („Sieh, Rektor, auch dieses ist unser Kind“). Am Dienstag druckte die Türkiye dann eine Seite der Bild-Zeitung ab. „Die Berliner Dumm-Debatte“, hatte das Springer-Blatt getitelt.

Der Gescholtene befindet sich derzeit im Urlaub, sagt sein Sprecher Goran Krstin. Von den Reaktionen der türkischen Blätter hat er selbst bislang „nichts mitbekommen“.

Suzan Gülfirat

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