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Berlin: Prozess: Drogenrausch endete blutig

Die beiden Studenten waren gute Freunde. Streit gab es nicht.

Die beiden Studenten waren gute Freunde. Streit gab es nicht. Dennoch griff einer den anderen an. „Ich sehe mich auf ihn einstechen und sein angstverzerrtes Gesicht“, erklärte der 27-Jährige gestern im Prozess wegen versuchten Mordes. Ihm sei nur ein lückenhaftes Bild von der Bluttat im letzten Juni geblieben. „Aber warum ich es tat, weiß ich nicht.“ Er schäme sich so. Laut Anklage stand er unter Einfluss von Kokain, als er den Gleichaltrigen durch einen Stich in den Rücken lebensgefährlich verletzte.

Der Angeklagte Byeong-Yoiel J., ein Student koreanischer Abstammung, und Karim S. hatten mit Freunden gepokert. „Es war eine freundliche Atmosphäre“, sagte das Opfer. Als Byeong-Yoiel J. am nächsten Morgen an der Tür seiner Moabiter Wohnung klingelte, sei er überrascht gewesen. „Er sah nicht gut aus und sagte, dass er nicht geschlafen habe“, erinnerte sich Karim S. In der Küche habe er ein Messer in der Hand seines Freundes gesehen und noch gewarnt: „Du und dein Psycho-Gesichtsausdruck – leg das mal lieber weg.“ Plötzlich ging es blitzschnell. „Ich drehte mich um, da stach er auf mich ein“, sagte er. Keine Regung sei im Gesicht seines Freundes gewesen. Acht Mal stach J. laut Anklage zu. Dem Verletzten gelang es schließlich, aus der Wohnung zu entkommen und in eine Werbeagentur des Hauses zu fliehen. Zwei Notoperationen retteten ihm das Leben. Zwei Gramm Kokain soll sein einstiger Freund J. vor der Tat geschnupft haben. Sein Mandant sei ein Gelegenheitskonsument gewesen, sagte der Anwalt. „Die zwei Gramm haben ihn umgehauen, ein Rausch. Er wusste nicht, was er tat.“ Der Prozess wird am Freitag nächster Woche fortgesetzt. Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

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