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Trinh Xuan Thanh vor Gericht in Vietnam

© AFP

Prozess in Berlin: Zeugen bekräftigen: Vietnamese wurde aus Berlin entführt

„Niemals wäre er freiwillig zurückgekehrt“, sagt ein Zeuge im Prozess um die Entführung des vietnamesischen Geschäftsmannes aus. Dieser wurde in Vietnam zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt.

Die Vietnamesin verbarg ihr Gesicht, als sie am Montag von drei Personenschützern in den Gerichtssaal begleitet wurde. Die 49-Jährige hat Angst. Sie ist die Ehefrau des Geschäftsmannes und Ex-Funktionärs Trinh Xuan Thanh, TXT genannt. Er verschwand mitten in Berlin.

Vermutlich wurde er entführt durch den Geheimdienst seines Heimatlandes. Sie hätten seit Sommer 2016 in Berlin gelebt und aus Sicherheitsgründen oft die Wohnung gewechselt, sagte die Frau am Montag als Zeugin. „Vor seiner Entführung gab es Warnungen.“

Vor dem Kammergericht wird einem 47-jährigen Mann der Prozess wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit und Beihilfe zur Freiheitsberaubung gemacht. Long N. H. soll im Auftrag des vietnamesischen Geheimdienstes die Fahrzeuge für die Observation und die Entführung von Trinh Xuan Thanh sowie dessen Vertrauter in Prag angemietet und zumindest einen der Wagen nach Berlin gefahren haben. Bislang schwieg der Vietnamese vor Gericht. Ein Verteidiger sagte, Long N. H. habe von der bevorstehenden Aktion in Berlins Mitte nichts gewusst. Er habe die Autos, einen BMW X5 und einen Multivan VW T5, nur für „touristische Zwecke“ anmieten sollen.

Diplomatische Spannungen

Das letzte Telefonat mit ihrem Ehemann war keine zwei Minuten lang. „Er rief mich am Vormittag des 23. Juli 2017 an“, schilderte die Zeugin. Über Kinder und Familie hätten sie gesprochen. Trinh Xuan Thanh habe sich um seine Asylangelegenheiten gekümmert. Sie habe bei dem Telefonat nichts Verdächtiges gehört. „Was er im Tiergarten machte, wusste ich nicht.“

Laut Anklage schlugen Agenten in dem Krimi gegen elf Uhr zu. Neben dem aus Vietnam Geflohenen und seiner 28-jährigen Begleiterin habe an der Hofjägerallee ein Wagen mit tschechischem Kennzeichen gehalten. Das Paar sei in den Multivan gezogen worden. Zurück blieben Sonnenbrille und Handy von Trinh Xuan Thanh. Der einstige Vorstandschef eines staatlichen Konzerns sei verschleppt worden, so die Anklage. Ein Cousin des Ex-Funktionärs sagte als Zeuge: „Niemals wäre er freiwillig zurückgekehrt.“ Der Fall hat diplomatische Spannungen provoziert.

Als die Ehefrau nun aussagte, war gerade bekannt geworden: Ihr Mann, der in Vietnam zwei Mal zu lebenslanger Haft wegen angeblicher Korruption und Misswirtschaft verurteilt wurde, hat seine Berufung zurückgezogen. Überraschend verzichtete er damit auf die Chance einer geringeren Strafe. „Dafür gibt es viele Gründe“, sagte Anwältin Schlagenhauf, die Trinh Xuan Thanh im Berliner Prozess als Nebenkläger vertritt. Einer sei: „Es gibt keine Hoffnung auf Gerechtigkeit.“

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