zum Hauptinhalt

Prozess: Mutmaßlicher Autozündler vor Gericht

Detlef M. wird Brandstiftung an einem BMW in Friedrichshain vorgeworfen – womöglich hat er noch mehr Taten begangen. Bei vermutlich politisch motivierten Attacken wurden in diesem Jahr 105 Fahrzeuge angesteckt.

Von Frank Jansen

Es geht zunächst nur um einen Fall, doch der Angeklagte ist möglicherweise eine der zentralen Figuren der politisch motivierten Autozündelei. An diesem Mittwoch verhandelt das Amtsgericht Tiergarten gegen den 43-jährigen Detlef M., die Staatsanwaltschaft wirft ihm die Brandstiftung an einem Fahrzeug in Friedrichshain vor. Als M. allerdings am 10. Juni in Moabit festgenommen und wenige Tage später, nach Gezerre zwischen Anklagebehörde und Gericht, in Untersuchungshaft gesteckt wurde, ließ die Serie mutmaßlich links motivierter Brandanschläge auf Fahrzeuge deutlich nach. Bislang reichten die Indizien jedoch bei M. nur für die Anklage in dem einen Fall.

Laut Staatsanwaltschaft soll M. am 16. Mai, gegen sieben Uhr früh, in Höhe der Karl-Marx-Allee 138 einen BMW angezündet haben. Das Feuer richtete aber keinen größeren Schaden an, die Staatsanwaltschaft spricht von 100 Euro. Die Anklage lautet auf Brandstiftung und gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. Dass die Staatsanwaltschaft Detlef M. belangen konnte, ist offenbar auch auf ein Zufallsfoto eines Zeugen zurückzuführen, an das die Ermittler herankamen. Auf dem Bild soll zu sehen sein, dass M. an dem BMW zündelt. Der Mann hat sich zum Tatvorwurf nicht geäußert.

Detlef M. ist einschlägig belastet. Im Januar 2009 verurteilte ihn das Amtsgericht zu einer Geldstrafe in Höhe von 2200 Euro, weil er einen Fahrradständer gegen drei Fahrzeuge geschlagen hatte.

Sicherheitskreise zählen Detlef M. zur linken Szene. Allerdings wird dort die Autozündelei inzwischen weitgehend abgelehnt. Es sei offenbar nur ein kleines Spektrum von Grüppchen und Einzeltätern aktiv, sagte im Mai Kriminaloberrat Stefan Redlich dem Tagesspiegel. Redlich leitet im Landeskriminalamt in der Abteilung Staatsschutz das Dezernat Gefährdungsbewertung. Und er prophezeite, wenn es sich nur um wenige Täter handele „und wir kriegen die, kann die Serie von politisch motivierten Autobränden schlagartig vorbei sein“. So ähnlich ist es nach der Festnahme von Detlef M. auch gekommen. Die Polizei hat zwar danach weitere mutmaßlich linke Brandanschläge auf Fahrzeuge registriert, doch eine rasante Zunahme wie im Mai gab es nicht mehr. Allerdings ist auch die bislang erreichte Zahl erschreckend: Bei vermutlich politisch motivierten Attacken wurden in diesem Jahr 105 Fahrzeuge angesteckt.

Unterdessen gingen in der Nacht zu Dienstag in Tiergarten zwei Autos in Flammen auf. Laut Polizei hatten unbekannte Täter auf dem Parkplatz der Staatsbibliothek in der Potsdamer Straße gegen 0.25 Uhr zwei Pkw „Mercedes A-Klasse“ in Brand gesetzt. Ein abseits geparkter „Kia“ wurde durch Funkenflug beschädigt. Anhaltspunkte für eine politische Tatmotivation sieht die Polizei in diesem Fall jedoch nicht.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false