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Prozess-Urteil: Lebenslange Haft für drei Posträuber

Männer töteten einen Geldboten in Reinickendorf. Lebenslang war das Urteil für alle drei Täter - Gegen einen von ihnen wurde zudem Sicherungsverwahrung angeordnet.

Sie schossen nur, um ihre "eigene Haut" zu retten – so hatten es die ergrauten Angeklagten erklärt. Das Gericht aber kam zu einem ganz anderen Schluss. "Sie haben das Verbrechen skrupellos durchgezogen", sagte Richterin Angelika Dietrich gestern im Urteil. Knapp zehn Monate nach den tödlichen Schüssen auf einen Geldboten wurden Fredi M., Walter L. und Jens-Olaf S. wegen Mordes aus Habgier zu jeweils lebenslanger Haft verurteilt. Gegen den wegen Mordversuchs vorbestraften Fredi M. wurde zudem Sicherungsverwahrung angeordnet.

Die 54, 53 und 56 Jahre alten Männer hatten den Überfall vor einer Postbank-Filiale in Reinickendorf nach Überzeugung der Richter "akribisch und bis ins letzte Detail" geplant. Um den erhofften großen Coup zu landen, beobachteten sie über Wochen den Geldtransport und spielten immer wieder ihre Rollen durch. Bis sie sich am Vormittag des 29. Oktober 2007 mit einem Vorschlaghammer und einem Sturmgewehr bewaffnet auf die Lauer legten.

Überfall mit Sturmgewehr und Vorschlaghammer

Als sich gegen 10.10 Uhr der Geldtransporter näherte, hockten M. und S. in einem Gebüsch. Walter L. hatte sich mit einem Sturmgewehr am Eingang der Filiale postiert. Als Geldbote Gerhard W. mit einem Koffer in Richtung der Postbank-Filiale in der Oranienburger Straße ging, sprangen Bernd M. und Jens-Olaf S. – M. mit einem Vorschlaghammer in der Hand – auf ihn zu. Der Wachmann ahnte sofort, was die Männer wollten.

Sie hatten auf ihre Übermacht und die "Drohkulisse" mit dem Sturmgewehr gesetzt. Der 53-jährige Gerhard W. aber ließ sich nicht einschüchtern. Er zog seine Waffe und zielte auf die beiden Angreifer. "Die Angeklagten gaben dennoch nicht auf", hieß es im Urteil. Um ihren Coup trotzdem noch zu landen, habe Walter L. das Sturmgewehr durchgeladen. Er habe auch gezielt geschossen, "um das Hindernis aus dem Weg zu räumen". Der Geldbote hatte keine Chance. Fünf von mindestens 13 Kugeln trafen ihn. Der Familienvater starb noch am Tatort. Die drei Räuber flüchteten mit 242.000 Euro Beute.

Der Kugelhagel aber war aus Sicht der Richter keine Panikreaktion

Die drei Männer, alle von gedungener Statur und nur noch wenigen Haaren auf dem Kopf, hatten den Überfall gestanden, aber auf eine Verurteilung wegen Körperverletzung mit Todesfolge gehofft. Es sei ein Überfall "ohne Gewalt" geplant gewesen, mit einem Geldboten, der Widerstand leistet, hätten sie nicht gerechnet. Der Kugelhagel aber war aus Sicht der Richter keine Panikreaktion. Die Angeklagten seien "gestandene und abgeklärte Männer, die nichts dem Zufall überließen".

Fünf Tage nach dem Überfall kam es zur ersten Festnahme. Zuletzt wurde Fredi M. am 19. Januar in einer Telefonzelle in Reinickendorf gefasst. Bis auf 16.000 Euro ist die Beute bis heute verschwunden. M. sagte in einer Vernehmung: "Die Tat soll nicht ganz umsonst gewesen sein." M. aber soll nach Verbüßung der Freiheitsstrafe weiter weggeschlossen bleiben. Der Mann, der bereits 1993 bei einem Überfall auf eine Woolworth-Filiale den Geschäftsführer fast umgebracht hat, ist aus Sicht der Richter ein gefährlicher Hangtäter. "Die Spirale der Gewalt geht bei ihm nach oben." Die Verteidiger kündigten Revision an.

Kerstin Gehrke

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