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Berlin: Puff!

Von Bernd Matthies Keiner weiß, warum – aber die Sache funktioniert. Kaum rufen die Museen eine lange Nacht aus, stehen Menschen Schlange, die kaum Mona Lisa und Micky Maus auseinander halten können, einfach, weil es eben eine lange Nacht ist.

Von Bernd Matthies

Keiner weiß, warum – aber die Sache funktioniert. Kaum rufen die Museen eine lange Nacht aus, stehen Menschen Schlange, die kaum Mona Lisa und Micky Maus auseinander halten können, einfach, weil es eben eine lange Nacht ist. Vermutlich wäre der gesamte Ärger mit der Arbeitslosigkeit vergessen, ließe sich das Arbeitsamt endlich auch auf das Modell ein; die lange Nacht des Bundeskriminalamtes könnte gar eine sicherheitspolitische Revolution in Gang setzen.

Das alles ist freilich bedeutend weniger pikant als die „Lange Nacht der Puffs“, die uns für den Berliner Herbst angekündigt wird. Denn einerseits: Welche Institution wäre besser dafür gerüstet, müsste nicht erst umständlich Personalpläne aufstellen und mit dem Betriebsrat um Freizeitausgleich und Abbummeltage feilschen? Andererseits: Liegt nicht der Reiz der Aktion gerade in der Zeitverschiebung, wäre nicht ein langer Tag der Puffs das Gebot der Stunde? Denkbare niedrigschwellige Angebote wie Schnupperauspeitschen unter ärztlicher Anleitung, Verhaltensmaßregeln bei undichtem Wasserbett oder eine Blowjobbörse sind ja nicht an die Tageszeit gebunden.

Das landläufige Bordell dürfte so oder so kaum gerüstet sein für eine solche Aktion. Die Flasche Rotkäppchen für 175 Euro müsste von der Karte verschwinden, für die obligatorische Kinderspielecke mit fachkundiger Betreuung ist kein Platz - und wie soll überhaupt die betriebstypische Atmosphäre aufkommen, wenn siebzig Leute um jedes Bett stehen und kategorisch fordern, dass für ihre Videokameras das Rotlicht heller gedreht wird? Wo findet der Frauensenator Platz für die Interviews?

Überhaupt:Wenn es zur langen Nacht in dieser Form kommt, nehmen die Presseleute sowieso allen anderen Gästen den Platz weg. Streng dienstlich, versteht sich.

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