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Berlin: Quartiersmanagement: Kreuzberg macht Strieder schöne Augen

Und es bewegt sich doch etwas. Das seit zwei Jahren bestehende Quartiersmanagement in 15 Berliner Problemgebieten, die geprägt sind von hoher Arbeitslosigkeit, vielen Sozialhilfeempfängern und Ausländern, beginnt zu wirken.

Und es bewegt sich doch etwas. Das seit zwei Jahren bestehende Quartiersmanagement in 15 Berliner Problemgebieten, die geprägt sind von hoher Arbeitslosigkeit, vielen Sozialhilfeempfängern und Ausländern, beginnt zu wirken. "Das geht nicht mit einem Urknall", sagte ein ausgesprochen gut gelaunter Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) am Freitag während einer Bus-Tour für Journalisten durch den Wrangelkiez. Viertel, die seit Generationen vernachlässigt sind, bräuchten Zeit zur Regeneration. Strieder führt vor: einen zum Spielhof umfunktionierten Schulhof der Fichtelgebirgsgrundschule, den Umbau eines Pferdestalls in der Wrangelstraße für den multikulturellen Mädchenladen "Rabia", begrünte Baumscheiben, auf denen Zucchini und Tomaten wachsen.

Es liegt nicht nur an der Sonne, dass die Wrangelstraße glänzt - es ist deutlich sauberer als noch vor einigen Jahren. Ein kleines, gelbes Klebeschild an Straßenpfosten mahnt nebenbei: "Übrigens, wissen Sie, dass das Wegwerfen von Müll ein Verwarnungsgeld nach sich zieht?" Nämlich 60 Mark für Papier und 80 Mark für eine Bierdose. "Das hier", sagt Strieder und zeigt auf das Schild, "das ist das Wichtigste - der öffentliche Raum!" Stolz lässt sich der Senator dann Arm in Arm mit "seinen" Quartiersmanagerinnen Yolanda Arias und Emine Basaran ablichten. Stolz zeigt er auf die sanierten Fassaden in der Taborstraße: "So schön kann Kreuzberg sein!"

Natürlich treibt auch der Wahlkampf den einstigen Kreuzberger Bürgermeister um: Strieder grüßt mit Namen Mitarbeiter des Qualifizierungsprojekts Combo Bau, nimmt 200 Unterschriften für die Verkehrsberuhigung des Heckmannufers entgegen, drückt dem türkischen Gemüsehändler die Hand und schlägt einem alten Arbeiter vor dem Supermarkt kumpelhaft auf den Rücken, alles mit dem strahlenden Strieder-Lächeln vor laufender Kamera. Doch das Misstrauen ist groß: Eine ältere Passantin im schmuddeligen Kittel murmelt: "Beschissen werden wir trotzdem."

Das bis zum Jahr 2005 verlängerte Quartiersmanagement soll die heruntergekommenen Innenstadtviertel wieder attraktiver machen - und verdeutlichen, dass deren Bewohner "denen da oben" am Herzen liegen. Mit dem vom Senat bereit gestellten Quartiersfonds von je einer Million Mark wird dieser politische Wille erstmals unbürokratisch umgesetzt: Bürger machen Vorschläge, eine seit Mai tagende Anwohner-Jury entscheidet über die Vergabe des Geldes. "Die Jury arbeitet sehr verantwortungsvoll und kritisch", sagt die Quartiersmanagerin Basaran, "da wird kein Geld zum Fenster rausgeworfen". Der Beweis: Bisher sind von 56 eingegangenen Anträgen erst acht Projekte für insgesamt gerade mal 151 000 Mark bewilligt, darunter ein Kinder-Theater-Projekt und eine neue Pumpe für den Stufenbrunnen im Görlitzer Park. Dieser Quartiersfonds ist noch gar nichts im Vergleich zu der Summe, die seit 1999 in die Gebiete mit insgesamt rund 200 000 Berlinern investiert wurde: Land, Bund und EU haben über 300 Millionen Mark bereit gestellt.

Katharina Körting

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