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Im Redaktionsraum an der Prenzlauer Alle wird die Zeitung "Straßenfeger" gemacht.

© Vincent Schlenner

Räumungsklage für Verein mob: Zeitung "Strassenfeger" sucht neue Bleibe

An der Prenzlauer Allee bietet der Verein mob bedürftigen Menschen eine Mahlzeit, einen Schlafplatz oder einfach einen Ort zum Reden. Nun erhielt der Verein die Räumungsklage - und sucht dringend nach neuen Räumen, in denen die Straßenfeger-Redaktion, aber auch die Notunterkunft untergebracht werden kann.

„Der Verein passt wohl nicht mehr ins Stadtbild“, sagt Thomas Neumann. Der 40-Jährige spricht vom „mob – obdachlose machen mobil“, der auch die Straßenzeitung „Strassenfeger“ herausgibt. Neumann verkauft die Zeitung seit fünf Jahren , in dem Vereinsgebäude in der Prenzlauer Allee holt er die Ausgaben zum Verkaufen ab. Doch vorige Woche kam nun die Räumungsklage vom Landgericht

„Wir haben jetzt eine Frist von vier Wochen. Dann müssen unsere Leute woanders untergebracht werden“, sagt Andreas Düllick, Chefredakteur des Strassenfegers. Rund 150 Menschen kommen täglich vorbei, um etwas zu essen, um zu reden oder um zu übernachten.

Anfrage beim Bezirksamt Pankow war erfolglos

Monatlich kosten die knapp 800 Quadratmeter großen Räume 3800 Euro. Bereits Ende Juni vorigen Jahres kündigte die Hausverwaltung dem Verein die Räumlichkeiten zum 31. März 2013. Kurz darauf begann der Verein damit, sich nach etwas Neuem umzuschauen. Doch die Anfragen beim Bezirksamt Pankow blieben erfolglos. Der Verein wurde bis jetzt geduldet, weil er noch keine neue Unterkunft gefunden hatte. Nun kam die Räumungsklage, in der es heißt, der Verein würde nicht nach neuen Räumen suchen.

Dabei habe der Ex-Chef der Strassenfeger-Druckerei dem Verein Räume in der Storkower Straße vermittelt. „Aber das ist eine Art Industriehalle, die nicht als Wohnheim geeignet ist“, so Düllick. Das heißt: Café, Strassenfeger-Redaktion, Trödelladen und Beratungsstellen des Vereins können umziehen, aber für die Notunterkunft gibt es noch keine neue Bleibe. „Ich hoffe, dass wir die Räume behalten können“, sagt Strassenfeger-Verkäufer Thomas Neumann. Er ist wütend und enttäuscht. „Überall gibt’s Flüchtlingsheime, aber wir werden rausgeschmissen.“

Notunterkunft ist noch ohne neue Bleibe

Der Vermieter wollte die Kündigung nicht kommentieren; in der Kündigung heißt es nur, dass sich die Wohnungssituation im Prenzlauer Berg so verändert habe, dass ein solches Projekt im Objekt nicht mehr zu halten sei.

„Wenn wir etwas finden, würden wir das dem Verein gerne anbieten“, sagt Lioba Zürn-Kasztantowicz, Sozialstadträtin in Pankow. Aber die Suche ist sich schwierig, da die Bezirke alle ungenutzten Gebäude an den Liegenschaftsfonds abgeben mussten. „Wir werden uns wehren, wir haben Verantwortung“, sagt Vorstandsmitglied Lothar Markwardt. Eine einvernehmliche Lösung wäre am besten – damit die Notunterkunft übergangsweise noch in der Prenzlauer Allee bleiben kann.

Kristina Wollseifen

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