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Berlin: Rani hängt in den Seilen

Steglitz-Zehlendorf. Gemessen an der afrikanischen Savanne ist ein Hängezeug aus Stahl ein ungewöhnlicher Aufenthaltsort für einen Elefanten.

Steglitz-Zehlendorf. Gemessen an der afrikanischen Savanne ist ein Hängezeug aus Stahl ein ungewöhnlicher Aufenthaltsort für einen Elefanten. Doch der Elefanten-Kuh Rani bleibt keine Wahl: Der Plattfuß hat sich den Oberschenkel gebrochen, und hängt nun für zwei bis drei Monate in den Seilen. Die freiwillige Feuerwehr Malchin hat dem leidenden Schlappohr aus Riemen und Stangen einen Notbehelf gebastelt, in dem der 22-jährige Elefant ruhiggestellt wird.

Dabei ist Rani doch ein echtes Zirkuskind, das derzeit mit der Familie Köllner im Seebad Boltenhagen an der Ostsee gastiert. Am vergangenen Donnerstag kam es zu dem dramatischen Zwischenfall: Beim Grasen knickte Rani plötzlich um. Seit Sonntag wird sie in der Tierklinik in Zehlendorf von Professor Bodo Hertsch betreut und versorgt. Karl-Heinz Köllner, Chef des Zirkus Harlekin, ist rund um die Uhr bei ihr und schläft sogar im Stall der Klinik. Sein Sohn William zittert derweil um Rani: „Es ist wirklich schlimm. Wir wissen nicht, ob sie überlebt.“

Noch dramatischer wird die Situation für den kleinen Zirkus durch die aufkommenden Behandlungskosten. William Köllner: „Das müssen wir alles selber zahlen. Wir selbst sind ja noch nicht mal versichert, geschweige denn unsere Tiere“. Seine Frau Jana rechnet mit Kosten von etwa 60 000 bis 70 000 Euro. „Das bringt uns an den Rand des Ruins“. Dennoch soll für Rani alles getan werden. „Bei uns gehören die Elefanten zur Familie. Und ein Elefantenbaby kostet 125 000 Euro“. Derweil versucht Vater Karl-Heinz, der geknickten Kuh mit Vitaminspritzen und viel Zuneigung auf die Beine zu helfen. „Da geht es vor allem darum, überhaupt etwas zu tun“, kommentiert Klinik-Chef Hertsch solche Bemühungen. Er selbst kann offenbar nur abwarten. „Herr Köllner lässt niemanden an den Elefanten ran.“ Doch so ungünstig sind die Prognosen für Rani gar nicht. „Der Bruch liegt knapp über der Kniescheibe. Bei günstigen Bedingungen, wie wir sie hier haben, kann das in drei Monaten verheilt sein“. Dann steht nach Meinung des Tier-Mediziners auch einem Comeback des Elefanten-Twens in der Manege nichts im Wege. Dass Rani bis dahin wegen mangelnder Bewegung einen Kreislaufkollaps erleidet, schließt Hertsch aus.

Doch warum knickt ein junger und gesunder Elefant einfach um? Aus der Schausteller-Branche werden bereits argwöhnische Kommentare laut. „Bei normaler Belastung passiert so etwas nicht“, spekuliert ein Zirkus-Betreiber, der anonym bleiben will. Doch Überlastung will Professor Hertsch bei Rani nicht erkannt haben. Vielmehr sei sie angepflockt gewesen, und habe dann „verrückt gespielt“. So sind sie: zornige, junge Elefanten mit großem Freiheitsdrang. Wer für Rani spenden möchte, wende sich an die Tierklinik (Tel. 838 62 290). Frank Thadeusz

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