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Berlin: Rathaus als Werbefläche: Nur Reklame für Anständiges

Was anderswo zu Wirbel führt, ist beim Rathaus von Tempelhof-Schöneberg kein Thema. Auf "Riesenpostern" am Turm des denkmalgeschützten Gebäudes darf für Kaffee, Waschmittel oder andere Produkte geworben werden.

Was anderswo zu Wirbel führt, ist beim Rathaus von Tempelhof-Schöneberg kein Thema. Auf "Riesenpostern" am Turm des denkmalgeschützten Gebäudes darf für Kaffee, Waschmittel oder andere Produkte geworben werden. Einen entsprechenden Vertrag hat das Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg mit der Firma DSM Megaposter GmbH abgeschlossen. Zwei 225 und 120 Quadratmeter große Planen dürfen auf dem etwa 10 Meter breiten und 30 Meter hohen Baugerüst am Rathaus befestigt werden, das für die Demontage der defekten Freiheitsglocke aufgebaut worden war. Die Einnahmen aus der Werbung sollen der Reparatur der Glocke zugute kommen. Noch hängt aber kein Plakat. Welche Produkte den Turm demnächst zieren werden, war gestern nicht in Erfahrung zu bringen. "Kein Alkohol, keine Zigaretten, nichts Anstößiges", hieß es dazu aus dem Bezirksamt. Die Denkmalschutzbehörde habe gegen das Poster keine Einwände.

Um die Riesenposter, mit denen das Geld für die Sanierung der Gedächtniskirche eingenommen werden sollte, gab es noch einen Riesenstreit. Im Fall der denkmalgeschützten Marienkirche löste eine "Mega"-Werbung für Mineralwasser ebenfalls Unmut aus. Sie sei nicht mit dem Denkmalschutzstatus der Kirche zu vereinbaren, argumentierte das Bezirksamt Mitte. Gegen ein riesiges Expo-Poster an einer Wand unweit des Brandenburger Tors klagte die Behörde sogar - allerdings ohne Erfolg.

Für Werbung auf Denkmälern gebe es keine einheitlichen Kriterien, sagte der Leiter des Denkmalschutzamtes von Tempelhof-Schöneberg, Siegmund Kroll. "Die Frage ist, ob das Denkmal in seinem Erscheinungsbild gefährdet ist". Das sei nicht der Fall. "Nur ein schmaler Bereich an einer Seite des Turms ist belegt". Geworben werden kann nach Angaben des Bezirksamtes bis Mitte Mai. Dann soll die Freiheitsglocke in den Turm zurückkehren. Sie wird derzeit für rund 400 000 Mark in einem bayerischen Spezialbetrieb repariert.

Derweil sucht die Werbefirma DSM weiter nach potenziellen Mietern der Flächen. Im Internet verzeichnet sie den ehemaligen Sitz des Regierenden Bürgermeisters und des Abgeordnetenhauses als einen von knapp 40 Standorten für die Poster. Darunter sind Flächen am Checkpoint Charlie, an der East-Side-Gallery und in der Friedrichstraße. Als "belebt" preist die Firma den John-F.-Kennedy-Platz. "Von diesem Balkon rief Kennedy seinen berühmten Satz". Und: die Beleuchtung sei "inklusive".

tob

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