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Verschiedene Initiativen auf einer Kundgebung gegen die rechte Anschlagsserie in Berlin-Neukölln. Im Bild zu sehen auch der Linken-Abgeordnete Ferat Kocak.

© imago images / Christian Mang

Update

Rechter Terror in Berlin: Untersuchungsausschuss zu Anschlagsserie in Neukölln eingesetzt

Der Ausschuss befasst sich mit Brandanschlägen, Sachbeschädigungen, Bedrohungen – und Fehlern bei der Aufklärung. Die Polizei geht von mindestens 72 Taten aus.

Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am Donnerstag einen Untersuchungsausschuss zur rechtsextremen Anschlagsserie in Neukölln eingesetzt. Zum Ausschussvorsitzenden wählten die Abgeordneten den SPD-Innenpolitikexperten Florian Dörstelmann.

Dem Antrag auf Einsetzung des Untersuchungsausschusses stimmten bei der Plenarsitzung im Abgeordnetenhaus die Fraktionen von SPD, Grünen, Linken, CDU und AfD zu. Die FDP enthielt sich.

In den nächsten Wochen kann der Ausschuss zu seiner ersten Sitzung zusammenkommen. Künftige Mitglieder des Gremiums gehen laut Tagesspiegel-Informationen davon aus, dass dies noch im Mai der Fall sein wird.

Vor der Sommerpause könnte der Ausschuss Akten der Polizei oder des Senats bestellen und nach den Ferien mit der inhaltlichen Arbeit beginnen.

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Der Untersuchungsausschuss befasst sich mit der Serie von rechtsextremen Brandanschlägen, Sachbeschädigungen und Bedrohungen in Neukölln und Fehlern bei der Aufklärung. Die Polizei geht von mindestens 72 Taten vor allem zwischen 2016 und 2019 aus – darunter mindestens 14 Brandstiftungen, bei denen auch Autos angezündet wurden. Opfer waren meist Menschen, die sich gegen Rechtsextremismus engagierten. Nach langen und zunächst erfolglosen Ermittlungen wurde schließlich Anklage gegen zwei verdächtige Neonazis erhoben.

Für den Ausschuss formulierten SPD, Grüne und Linke 60 Fragen. Sie betreffen die Arbeit der Polizei, der Staatsanwaltschaft und des Verfassungsschutzes sowie mögliche Pannen bei den Ermittlungen. Außerdem geht es um mögliche rechtsextreme Netzwerke und Zusammenhänge mit den Morden in Neukölln an dem türkischstämmigen Burak Bektaş und dem Briten Luke Holland.

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Zwei vom Senat eingesetzte Sonderermittler hatten Fehler von Polizei, Staatsanwaltschaft und Verfassungsschutz festgestellt. Es habe Umstände gegeben, die „kritikwürdig und verbesserungswürdig“ seien. Die Justiz habe den Seriencharakter der Taten zu spät erkannt, obwohl es schon früher Hinweise gegeben habe. Die Staatsanwaltschaft habe Ermittlungsverfahren zu früh eingestellt.

Die Polizei habe ihre Arbeit aber „grundsätzlich ordentlich verrichtet“. Brandanschläge auf Autos seien sehr schwer aufzuklären, weil es oft weder Zeugen noch Spuren gebe, hieß es. Hinweise auf rechtsextreme Netzwerke in der Polizei fanden die Sonderermittler nicht. (dpa/Tsp)

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