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Regierungsviertel: Flugzeugabsturz: Selbstmordverdacht erhärtet

Beim Absturz eines Ultraleichtflugzeugs vor dem Reichstag handelt es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Selbstmord des Piloten. Hintergrund könnte ein Familiendrama sein.

Berlin (23.07.2005, 15:38 Uhr) - Ein terroristischer Anschlag werde ausgeschlossen, bekräftigte Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) am Samstag. Der Vize-Präsident der Berliner Polizei, Gerd Neubeck, ergänzte, auch für einen technischen Defekt gebe es keine Hinweise. Bei dem Absturz rund 300 Meter vom Reichstag und 200 Meter vom Kanzleramt entfernt kam nur der Pilot ums Leben. Sein Ultraleichtflugzeug war nach Angaben der Flugsicherung nicht angemeldet.

Das Flugzeug - ein Doppeldecker vom Typ «Roter Kiebitz» - war am Freitagabend auf eine Rasenfläche gestürzt. Es brannte vollständig aus. Der Pilot starb kurz nach dem Aufprall, weitere Menschen wurden nicht verletzt. Reichstags-Touristen kamen mit dem Schrecken davon. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) war zum Zeitpunkt des Absturzes nicht in seinem Amtssitz.

Hintergrund eines Selbstmordes könnte ein familiäres Gewaltverbrechen sein. Die 36-jährige Ehefrau des Piloten, einem Mann aus dem brandenburgischen Erkner, wird den Angaben zufolge seit einigen Tagen vermisst. Bei seiner Vernehmung habe sich der 39-Jährige in Widersprüche verstrickt, sagte ein Polizeisprecher in Frankfurt (Oder). «Wir suchen jetzt nach Anhaltspunkten, wo die Frau ist und ob sie einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist.»

Eine Obduktion der Leiche des Piloten soll klären, ob der Mann während des Fluges möglicherweise einen Herzinfarkt erlitten hat oder unter Alkohol stand. Er hinterlässt einen 14-jährigen Sohn und eine 12 Jahre alte Tochter.

Nach den bisherigen Ermittlungen war der 39-Jährige gemeinsam mit seinem Sohn vom Flugplatz Eggersdorf im brandenburgischen Müncheberg gestartet. Bei einem Zwischenstopp in Strausberg ließ er den Jungen zurück. Nachdem er dem 14-Jährigen persönliche Gegenstände übergeben und einen Selbstmord angedeutet haben soll, sei er um 19.55 Uhr nach Berlin weiter geflogen, wo er eine gute halbe Stunde später abstürzte im Regierungsviertel.

Am Tag nach dem Absturz kamen zahlreiche Touristen zur Unglücksstelle vor dem Reichstag, um Fotos zu machen. Das Gelände vor dem Parlament war am Morgen bereits wieder vollständig geräumt. (tso)

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