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Berlin: René Hiepen: Locker durch den Volkspark

Sie waren beim Berlin-Marathon wieder nur als Zuschauer dabei? Sie haben sich vorgenommen, endlich ins Lauftraining einzusteigen? Dann folgen Sie einfach unseren Routen. Prominente Läufer – Profis und Hobbyathleten – verraten, wo joggen in Berlin am schönsten ist

ACHTUNG, FERTIG, LOS! LAUFEN MIT DEM TAGESSPIEGEL (7)

Manchmal macht man Dinge im Leben, die sind so absurd, dass sie einem nicht mal peinlich sind. Nach meinem ersten Marathon zum Beispiel in Berlin. Im Rausch der Endorphine habe ich diese Medaille, die jeder Teilnehmer bekommt, einfach nicht mehr abgenommen. Jeder sollte sehen, was ich geschafft hatte. Bin mit der Medaille in Berlin ins Flugzeug gestiegen und mit der Medaille in Düsseldorf gelandet, wo mich meine Freunde empfangen haben. Dieser Marathon war ein unglaubliches Erlebnis, auch wenn ich so ziemlich alle Fehler gemacht habe, die ein Greenhorn eben macht. Bei strahlendem Sonnenschein und mit schier grenzenlosem Optimismus bin ich losgestürmt, habe unterwegs viel zu wenig getrunken und nichts gegessen. Natürlich hatten mich die Routiniers gewarnt vor dem „Mann mit dem Hammer“, der irgendwo an der Strecke lauern und zuschlagen würde.

Bis Kilometer 30 dachte ich, er würde mich verschonen. Ich war auf dem Weg zu einer Endzeit um die 3 Stunden und 30 Minuten. Doch beim Wilden Eber, um Kilometer 34 herum, da stand er plötzlich. Und schlug zu. Ohne Vorwarnung. Aller Optimismus zerstoben. Die Beine erlaubten maximal noch Wandertempo. Bohrende Grundsatzfragen: Was soll der Quatsch hier? Für wen quälst Du Dich? Seither weiß ich, dass Marathon vor allem eine psychische Herausforderung ist. Denn über diesen Punkt muss jeder Läufer weg, allein mit der Kraft des Willens.

Ab Kilometer 40 ging es dann wieder, im Ziel waren es ganz ordentliche 3 Stunden, 42 Minuten. Es hat mich allerdings ein bisschen gefuchst, dass Willy Lemke, der ehemalige Manager von Werder Bremen und jetzige Wissenschaftssenator, drei Minuten schneller war. Inzwischen habe ich 7 Marathons absolviert, 2002 sogar zwei in acht Tagen, erst Berlin und die Woche darauf in Köln. Da dachte ich auf den ersten 10 Kilometern, mir fallen die Beine ab.

Dieses Jahr wollte ich es wieder versuchen. Berlin und Köln innerhalb von acht Tagen, und beide Male unter 3 Stunden, 45 Minuten. Hat nicht geklappt. Ich lasse mich zwar regelmässig durchchecken, schlafe in den Tagen dazwischen viel, trinke Unmengen Wasser und gönne mir, so gut es geht, Ruhe. Aber neulich habe ich mich leider am Fuß verletzt. Seit ich in Berlin wohne, trainiere ich des öfteren an der Havelchaussee und im Volkspark Humboldthain. Ich wohne in Mitte und kann da morgens schnell mal die Beine bewegen. Für eine Laufstrecke mitten in der City ist der Park wunderbar. Um auf eine ordentliche Strecke zu kommen, muss man da halt ein paar Runden mehr drehen. Mein Trainingsgeheimnis? Da gibt es zwei. Erstens: Entscheidend sind die langen Läufe, drei Stunden und mehr, bloß nicht im Renntempo. Dann ein paar Wettbewerbe, 10-Kilometer-Läufe oder Halbmarathonrennen. Und zweitens: Bloß nicht das ganze Leben ändern. Auch mal lecker und reichlich Essen gehen nach einem langen Lauf. Und keinesfalls auf das Bierchen danach verzichten.

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