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Berlin: Riesiger Investitionsbedarf: "1920 das letzte Mal die Wände gestrichen"

"Für mich ist nur noch die Frage: Wie kann die Politik uns so weit in Ruhe lassen, dass wir aus den vorhandenen Mitteln das Beste machen". In diesen Worten des Humboldt-Vizepräsidenten Heinz-Elmar Tenorth spiegelt sich die ganze Skepsis an Berlins Universitäten nach Jahren der Einsparungen und immer wieder verschobener Investitionszusagen.

"Für mich ist nur noch die Frage: Wie kann die Politik uns so weit in Ruhe lassen, dass wir aus den vorhandenen Mitteln das Beste machen". In diesen Worten des Humboldt-Vizepräsidenten Heinz-Elmar Tenorth spiegelt sich die ganze Skepsis an Berlins Universitäten nach Jahren der Einsparungen und immer wieder verschobener Investitionszusagen. Eine Milliarde Mark Haushaltsmittel haben die Hochschulen verloren. 30 000 Studienplätze werden abgebaut.

Andererseits ist der Investitionsbedarf riesig: die Humboldt-Uni braucht eine neue Bibliothek, die Freie Universität das ehemalige US-Headquarter, die Charité Mittel zur Sanierung des Bettenhauses, die FU zur Sanierung des Klinikums Benjamin Franklin und die Fachhochschule für Technik und Wirtschaft für einen neuen Campus. Der Aufwand würde den Kosten für die Instandsetzung mehrerer Olympiastadien entsprechen, erklärte Staatssekretär Josef Lange. Wann der Senat Entscheidungen über die Prioritäten bei den Investitionen treffen wird - auf diese Frage konnte der Staatssekretär bei einer Diskussion, die der Tagesspiegel mit dem Lions Club in der Humboldt-Uni veranstaltet hatte, keine Antwort geben. FU-Präsident Peter Gaehtgens drängte aber auf Klärung.

"Wir sind ein Museum aktiv in Arbeit", stellt HU-Vize Tenorth fest. "Wir haben Wände, die 1920 zum letzten Mal gestrichen wurden, Hörsäle, in denen die Studenten sich freuen, wenn Stühle da sind, und Tische sind auch nicht selbstverständlich." In manchen Räumen entspricht das Mobiliar den Zeiten, als Eduard Spranger noch aktiv war (bis 1949). Im Abgeordnetenhaus gibt es keine Mehrheit für neue Prioritäten zugunsten der Wissenschaft, was auch die CDU-Politikerin Monika Grütters bestätigte.

Seit Jahren habe Berlin keinen wirklichen Wissenschaftssenator mehr, monierten die Teilnehmer und sahen das als negatives Signal. Der Primat, den die Wissenschafts- und Kultursenatoren der Kultur einräumten, sei ein ungelöstes Problem, gibt Gaehtgens zu bedenken. Eine große Belastung seien im übrigen die Pensionslasten. Für die in den nächsten Jahren steil ansteigenden Pensionszahlungen (25 Millionen Mark Mehrbedarf) würden höhere Staatszuschüsse benötigt. Andernfalls drohten die Hochschulen, zur Pensionskasse zu werden mit der Folge eines Studienplatzabbaus unter die vereinbarte Zielzahl von 85.000.

rt

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