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Berlin: Rot-Rot in Berlin: "Ich habe herzlich gelacht" - Hanna-Renate Laurien (CDU) über Wirtschaftssenator Gysi und sein Frauenressort

Hanna-Renate Laurien (73) war in Berlin Schulsenatorin und Präsidentin des Abgeordnetenhauses.Ein Mann wird Frauensenator.

Hanna-Renate Laurien (73) war in Berlin Schulsenatorin und Präsidentin des Abgeordnetenhauses.

Ein Mann wird Frauensenator. Ist die Besetzung des Postens mit Gregor Gysi (PDS) nun die Krönung oder das Ende der Gleichberechtigung? Björn Seeling fragte dazu Hanna-Renate Laurien (CDU), die in vielen Positionen die erste Frau war: so als Kultusministerin und Abgeordnetenhauspräsidentin.

Gregor Gysi gilt ja gemeinhin als Frauentyp.

Das mag ja sein, meiner Meinung nach ist seine hervorstechendste Eigenschaft die Eitelkeit. Sie müssen nur mal sein letztes Buch lesen. Ich bezweifle, dass Eitelkeit ein gutes Öl im Räderwerk einer Verwaltung sein kann. Dass viele vom Charme Gysis beeindruckt sind, hat für mich zudem eine makabre Komponente: Die Prozentpunkte der PDS im Westen sind zu großen Teilen auf seine Wirkung zurückzuführen.

Sind Sie Gysis Charme erlegen?

Ich bitte Sie! Ich habe herzlich gelacht, als ich hörte, er werde Frauensenator.

Ist ein Frauenressort eigentlich noch zeitgemäß?

In Zukunft sollte es überflüssig sein, aber heute wird es immer noch gebraucht. Die Gleichstellung ist noch lange nicht erreicht. Wobei ich das immer so gesehen habe: Es genügt nicht, nur Frau zu sein. Es geht um Kompetenz. Ich habe mich während meiner Zeit im Abgeordnetenhaus auch immer dafür eingesetzt, dass Männer in den Frauenausschüssen mitarbeiten.

Dann ist es also doch egal, ob ein Mann oder eine Frau an der Spitze einer Behörde steht?

Ja, denn es geht um Gleichrangigkeit zwischen Mann und Frau. Allerdings gibt es eine Ausnahme: das Frauenressort. Denn hier steht immer noch das Einfordern bestimmter Rechte im Mittelpunkt.

Gysi wird nicht nur Frauen-, sondern auch Wirtschaftssenator. Eine spannende Mischung.

Die Zusammenlegung beider Bereiche bedeutet für mich eine Missachtung des Frauenressorts. Als CDU-Frau, die der Wirtschaft wohl näher steht als ein PDS-Mann, sage ich eines voraus: Gysi wird ständig zum Ausgleich gezwungen sein - aber letztlich dominiert die Wirtschaft. Außerdem wird es sehr schwierig sein, zwei so unterschiedlich strukturierte Ressorts zusammenzuführen. Ich habe das als Senatorin beispielsweise 1981 erfahren, als Jugend und Schule vereinigt wurden: Es standen sich zwei Blöcke gegenüber. Die haben sich ganz und gar nicht gemocht.

Gysi ist ja ein Kind der DDR. Dort wurde der Internationale Frauentag am 8. März immer ganz groß gefeiert. Es gab Blümchen und Sekt für die Damen. Vielleicht erlebt der Tag ja eine Renaissance.

Blümchen für die Frauen - dass passte gut zu Herrn Gysi. Der Tag der Frauen ist aber kein Erbe der DDR. Er wird international begangen, und ich habe mich auch schon vor Jahren dafür eingesetzt, dass wir diesen wichtigen Tag in der Bundesrepublik ausreichend würdigen. Und da ist es mit Blümchen nicht getan.

Gregor Gysi gilt ja gemeinhin als Frauentyp.

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