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Berlin: Rum, ahoi!

VON TAG ZU TAG Andreas Conrad über die neue Freibeuterei auf der Spree Zu den unbekannteren Abschnitten der Berliner Geschichte gehört der um 1681 gestartete Versuch, die SpreeResidenz als Werftstadt einer hochseetauglichen Flotte zu etablieren. Wie damals üblich, zielten die brandenburgischen Ambitionen auf florierenden Sklavenhandel, grenzten mitunter hart an Piraterie.

VON TAG ZU TAG

Andreas Conrad über

die neue Freibeuterei auf der Spree

Zu den unbekannteren Abschnitten der Berliner Geschichte gehört der um 1681 gestartete Versuch, die SpreeResidenz als Werftstadt einer hochseetauglichen Flotte zu etablieren. Wie damals üblich, zielten die brandenburgischen Ambitionen auf florierenden Sklavenhandel, grenzten mitunter hart an Piraterie. Das Kapitel schien längst abgeschlossen – bis zu diesem Sommer, als der Genius loci plötzlich wieder zu wirken begann. Denn wie sonst soll man es deuten, dass der neue „Bundespressestrand“ am Schiffbauerdamm immer mal wieder von Freizeitkapitänen angelaufen wird, die dort illegalerweise anlegen wollen. Nicht weit entfernt auf der anderen Spreeseite, etwa an der Stelle des ARD-Hauptstadtstudios, lag die „Schiff:bauerey“ des Großen Kurfürsten, in dessen Tradition die Freizeit-Freibeuter offensichtlich stehen. Hatte dieser nicht seinen Kapitänen das Erobern fremder Strände befohlen? Oft stießen sie dabei auf erbitterten Widerstand, wie heute die durstigen Flussschiffer, wenngleich diese nur mit Worten abgewiesen werden, nicht mehr mit Pfeil und Bogen. Aber an Land dürfen sie trotzdem nicht, gottlob. Nicht dass sie abends auf ihren Kahn torkeln und grölen: „Fünfzehn Mann auf des toten Seemanns Kiste, joho, und ’ne Buddel voll Rum.“

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