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Unten durch. Der Bohrer „Bärlinde“ fräst sich seit dieser Woche wieder durch den Untergrund von Mitte, hier entsteht die neue U-Bahnlinie. Am Roten Rathaus wird gerade eine neue Station errichtet, die allerdings „Berliner Rathaus“ heißen soll.

© Thilo Rückeis

Rundgang über Baustelle der U 5: Unter der Erde liegt die Zeit

An der Baustelle der U 5 hat die Tunnelbohrmaschine „Bärlinde“ ihr Arbeit wieder aufgenommen. Dennoch: Der Bau hat ein halbes Jahr Verspätung. Wir haben uns den Stand der Arbeiten von Projektleiter Jörg Seegers erläutern lassen.

Die Tunnelbohrmaschine „Bärlinde“, die unterirdisch die Röhren für den Bau der U-Bahn-Linie U 5 zwischen dem Roten Rathaus und dem Brandenburger Tor herstellt, fährt wieder. Seit Ende Oktober stand sie still, weil die künftige Baugrube für die Station Museumsinsel stabilisiert werden musste. Bisher hat „Bärlinde“ rund 450 Meter des insgesamt etwa zwei Kilometer langen Abschnitts geschafft. Wir haben uns den Stand der Arbeiten, die vor einem Jahr begonnen haben, von Projektleiter Jörg Seegers erläutern lassen – an den künftigen neuen Stationen entlang.

Berliner Rathaus

Vor dem Amtssitz des Regierenden Bürgermeisters – eigentlich als Rotes Rathaus bekannt – wächst der U-Bahn-Bau in die Höhe. Stahlstäbe in Reihe ragen an den Seiten der Baugrube aus dem Boden; eingerahmt von Schalelementen für Betonarbeiten. „Der Eindruck täuscht, wir bauen hier kein Hochhaus“, sagt Seegers und lächelt. Kein Wunder, hier haben Planer eine pfiffige Idee umgesetzt: Eine Decke für den Bahnhof, die durch die Stäbe, die durch die Decke gehen, von oben gehalten wird. Nun können darunter die Erde entfernt und danach die endgültigen Stützen für die Decke installiert werden, die das Bauwerk von unten halten werden.

Auch ein paar Meter entfernt, beim Übergang vom alten, in den 1930er Jahren gebauten Tunnel hinter dem Alexanderplatz zum Neubau des Bahnhofs Berliner Rathaus, habe die Baufirma Porr eine Lösung gefunden, die die Bauzeit dort um ein halbes Jahr verringern kann, sagt Seeger zufrieden. „Und wir suchen überall Zeit.“ Der fast halbjährige Stopp von „Bärlinde“ soll aufgeholt werden. Noch hat sich die BVG nicht vom Terminplan verabschiedet, der vorsieht, die ersten Züge Ende 2019 loszuschicken.

Vorbei geht’s am kargen hölzernen, provisorisch wirkenden Baustellenzaun – direkt gegenüber dem schmucken Rathaus. „Auch hier werden wir noch eine Bildergalerie anbringen“, verspricht Seegers, wie an den anderen Baustellen der U 5. Die Zaunplatten sind noch nackt, weil hier bis vor kurzem Container standen.

Ein paar Meter weiter, an der Spandauer Straße, gibt der Projektleiter zu, dass er etwas Angst hat. Die östliche Hälfte der Straße muss aufgegraben werden, um dort weiterbauen zu können. Und vier Wochen lang dürfen vorher die Archäologen nach verborgenen Schätzen buddeln. In der Baugrube am Rathaus waren sie schon fündig geworden, was zu Umplanungen führte. Seegers hätte nichts dagegen, wenn die Archäologen nun nichts finden.

Projektleiter Jörg Seegers
Projektleiter Jörg Seegers

© Thilo Rückeis

Um den Verkehr auf der Spandauer Straße aufrecht erhalten zu können, hat die BVG der Straße bereits eine Kurve verpasst und sie neu asphaltiert. „Eine Hoppelpiste direkt vor dem Rathaus – das passt nicht“, sagt Seegers.

Museumsinsel

Am künftigen Bahnhof Museumsinsel bleibt Seegers am Ufer des Spreekanals stehen: Bis hierher war „Bärlinde“ gekommen, ehe sie Pause machen musste. Jetzt geht es wieder weiter; nach Plan rund acht Meter am Tag. Insgesamt muss der Bohrwurm für jede der beiden Röhren 1,36 Kilometer schaffen. „Der Ferrari im Untergrund kann sicher auch noch etwas zulegen“, ist Seegers überzeugt.

Vor der Bertelsmann-Repräsentanz tut sich nichts; der Bohrer steht still. „Hier tagt der Vorstand; da stören wir nicht“, begründet Steeger die Pause. Dies sei so mit den Anwohnern vereinbart. Die paar Stunden Stillstand fallen bei der jahrelangen Bauzeit nicht so ins Gewicht.

Nun zeigt Seegers auf eine Art Zylinder mit Löchern, der auf der Straße auf einem Mast installiert ist. Es ist ein Messgerät, das Strahlen auf Spiegel schickt, die an der Fassade befestigt sind. So will man erkennen, ob sich das Gebäude bei Arbeiten bewegt. Beim Bertelsmann-Bau, unter dem die Röhre gebohrt wird, kann dies sogar nach Plan gehen. „Bei Bedarf kann das Haus um wenige Millimeter gehoben und wieder gesenkt werden“, erläutert Seegers. Nötig war es noch nicht, obwohl seit gut zwei Wochen vor dem Gebäude eine der beiden für den Bahnhof erforderlichen Gruben ausgehoben wird.

Unter den Linden

Viel weiter sind schon die Arbeiten am künftigen Kreuzungsbahnhof Unter den Linden, wo die U5 und die U 6 einen gemeinsamen Bahnhof erhalten werden. Der neue Tunnel für die U 6 ist vergangenes Jahr fertig geworden, die Decke über der U-5-Röhre ist zum großen Teil betoniert. Dass im westlichen Bauabschnitt noch zu viel Wasser einfließt, stört Seegers nicht. „Das haben wir im Griff, auch wenn wir bei den Arbeiten in der Erde nicht sehen können, was wir machen.“

Am Hotel Westin Grand werden die Schutzeinbauten in den Arkaden abgebaut. „Zu Ostern sollen hier wieder Gäste sitzen können“, meint Seegers entspannt.

Doch dann wird er zornig und greift zum Handy. Eine Baumaschine macht einen Höllenlärm. „Das geht ja gar nicht“, moniert Seeger bei einem Mitarbeiter. Und eilt zum nächsten Termin. Es geht wieder um die U-5-Baustelle. Gefeiert hat er aber in der vergangenen Woche auch schon: 365 Tage unfallfreies Bauen. Und das ist auf der „ganz normalen Baustelle“, wie Seegers das Großprojekt nennt, nicht ganz selbstverständlich.

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