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S-Bahn: Chaos bleibt - aber jetzt mit Plan und Entschädigung

Bei der Berliner S-Bahn werden auch weiterhin Züge ausfallen. Immerhin: Ab Montag soll ein Basisangebot garantiert sein. Zudem können sich alle Stammkunden auf einen Ausgleich - wenn sie bis zum Jahresende durchhalten.

Das Chaos bei der S-Bahn bleibt – auch wenn es jetzt ein „Basisangebot“ gibt. Züge fallen weiter aus oder fahren seltener. Und auch die BVG wird zu Ferienbeginn am 15. Juli ihr Angebot einschränken und nach einem ausgedünnten Ferienfahrplan verkehren. Wann die S-Bahn wieder zum Normalbetrieb zurückkehren wird, ist weiter völlig ungewiss. Immerhin dürfen alle Stammkunden mit einem Abonnement für Monats- oder Jahreskarten, die bis Dezember durchhalten, dann einen Monat lang gratis fahren – egal, bei welchem Verkehrsunternehmen sie als Kunde registriert sind. Damit erhalten auch Abonnenten bei der BVG die Freifahrten. Die S-Bahn lässt sich dieses Entschädigungsangebot für das eingeschränkte Angebot nach eigenen Angaben 23 bis 25 Millionen Euro kosten.

Derzeit stehen wegen der verschärften Kontrollen nach einem Radbruch nach Tagesspiegel-Informationen nur noch 311 Viertelzüge, die aus zwei Wagen bestehen, zur Verfügung und von Sonnabend an verbleiben sogar nur noch 308. Im Normalbetrieb sind in Spitzenzeiten 552 Viertelzüge erforderlich. Mit dieser geschrumpften Flotte ist nur noch ein Notbetrieb möglich, den die S-Bahn als „Basisangebot“ bezeichnet. Dabei bleibt es im Prinzip bei den Einschränkungen, die es seit dem 30. Juni gibt. Planmäßig fahren nur noch die Züge auf dem Ring.

Dieses „Basisangebot“ gilt aber nur, wenn es keine weiteren Sicherheitsauflagen für das Auswechseln der Räder gibt. Sollte das Eisenbahn-Bundesamt verlangen, dass alle Räder eines Fahrzeugs ausgetauscht werden müssen, was derzeit geprüft wird, würden nach Tagesspiegel-Informationen nur noch 150 Viertelzüge im Einsatz bleiben können. Wahrscheinlich würde dann der Ring eingestellt.

Die BVG müsse ihr Angebot in den Ferien reduzieren, weil Mitarbeiter längst ihren Urlaub geplant hätten, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Weil deshalb auch Fahrer fehlten, könne man nicht mehr Züge einsetzen, um den Ausfall bei der S-Bahn zu kompensieren. Allerdings gebe es auch weniger Fahrgäste, weil viele Berliner in Urlaub seien.

Wie viele Fahrgäste der S-Bahn inzwischen den Rücken gekehrt haben, wollte oder konnte das Unternehmen am Donnerstag nicht sagen. Stammkunden können allerdings selten aufs Auto ausweichen, weil sie in der Regel keines besitzen. Berlin hat den geringsten Motorisierungsgrad aller deutschen Großstädte. Der Traffic Service Berlin, der täglich die Lage auf den Straßen analysiert, hat keine Zunahme des Autoverkehrs festgestellt. Die BVG dagegen spricht von volleren Bahnen und Bussen.

Zugenommen hat bei der BVG auch die Zahl der Fahrgäste mit Fahrrädern. Die S-Bahn empfiehlt dagegen, keine Räder mehr in ihren Zügen mitzunehmen, was bei den übervollen Wagen auch gar nicht mehr möglich ist. Auch für Kinderwagen gibt es oft keinen Platz mehr.Obwohl es in den Fahrzeugen kaum ein Durchkommen gibt, verzichtet die S-Bahn nach Angaben eines Sprechers nicht auf Fahrschein-Kontrollen.

Trotz des Wagenmangels hatte die S-Bahn am Mittwochabend zum Fußballspiel zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC in Köpenick mehr Züge auf der S 3 eingesetzt und zeitweise einen Zehn-Minuten-Betrieb gefahren. Üblich ist derzeit nur ein 20-Minuten-Takt.

Zur Leichtathletik-Weltmeisterschaft im August oder beim Konzert der Rockgruppe U2 im Olympiastadion werde es bei der S-Bahn keine zusätzlichen Fahrten geben, kündigte der Sprecher gestern an. Im „Basisangebot“ fahren aber sogar drei statt wie bisher nur zwei Linien zum Olympiastadion. Zwischen Potsdam und Ostbahnhof verkehren von der nächsten Woche an pro Stunde vier statt zwei Regionalexpress-Züge, und weil die S 45 von der Hermannstraße zum Flughafen Schönefeld weiter ausfällt, sind die alle 20 Minuten fahrenden Schnellbusse ab dem Bahnhof Südkreuz zuschlagsfrei.

Auf den Bahnhöfen soll es mehr Personal für Auskünfte geben, kündigte Homburg weiter an. Zudem werde die Kundenzufriedenheit jetzt vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) geprüft und nicht mehr vom Unternehmen selbst. Erreicht die S-Bahn hier nicht mindestens die Note 2,6, werden Zuschüsse gekürzt.

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