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S-Bahn-Unfall: Mängel an den Bremsen

Das schwere S-Bahn-Unglück von 2006 ist jetzt aufgeklärt. Ausgerechnet an der neuesten Baureihe stellte die Kommission Fehler an der Bremsanlage fest. Bei schlechtem Wetter funktioniert sie nur ungenügend.

Fast zwei Jahre nach dem Zusammenstoß einer S-Bahn mit einem Messzug am Bahnhof Südkreuz hat das Eisenbahn-Bundesamt (EBA) jetzt seine Untersuchungen abgeschlossen. Der 34-seitige Bericht führt mehrere Ursachen für den Unfall an, bei dem am 20. November 2006 insgesamt 37 Personen verletzt worden waren; zwei davon schwer. Der Fahrer der S-Bahn hatte den auf seinem Gleis stehenden Messzug zwar erkannt und am Halt zeigenden Signal gebremst, war aber trotzdem mit 37 km/h gegen den Messzug geprallt.

Der Unfallzug gehört zur Baureihe 481, der derzeit modernsten bei der S-Bahn. 500 Einheiten, die jeweils aus zwei Wagen bestehen, besitzt die S-Bahn davon. Doch ausgerechnet bei den neuesten Zügen stellten die Experten nach dem Unfall Mängel in der Bremsanlage fest. Auf feuchten Schienen sei der Haftwert beim Bremsen ungenügend – was zuvor auch schon mehrfach Probleme bei mit Laub bedeckten Schienen jeweils im Herbst gemacht hatte. Am Unfalltag war es zwar trocken, doch der Messzug hatte die Gleise befeuchtet, um exakte Werte zu erhalten. Zusammen mit der vorhandenen Schmutzschicht führte dies dazu, dass auch die Schnellbremsung die Bahn nicht rechtzeitig stoppen konnte.

Zudem waren am Zug, der aus Teltow kam, nicht alle Sandbehälter gefüllt. Bei feuchten Schienen streuen die Triebfahrzeugführer Sand auf die Schienen, um die Haftung beim Bremsen zu erhöhen. Nach Ansicht eines Gutachters war das Wartungssystem der S-Bahn hier unzureichend. Es ist inzwischen umgestellt worden. Doch selbst, wenn die Behälter gefüllt gewesen wären, hätte sich der Zusammenstoß laut Bericht wahrscheinlich nicht vermeiden lassen, denn die Rohre waren so angeordnet, dass ein großer Teil des gestreuten Sandes nicht auf, sondern neben den Schienen landete. Die S-Bahn baut die Züge nun um, was bis 2009 dauern wird. So lange dürfen sie deshalb statt mit Tempo 100 nur maximal mit 80 km/h fahren.

Zudem war der S-Bahn-Fahrer nicht darauf hingewiesen worden, dass vor ihm ein Messzug unterwegs war. Auch hier hat die S-Bahn inzwischen die Anweisungen geändert. Allerdings war die S-Bahn aus Teltow gar nicht der planmäßige Folgezug. Der vorgesehene Zug aus Lichtenrade war wegen der verringerten Bremswirkung und eines Fehlers des Triebfahrzeugführers am Bahnhof Schichauweg ohne Halt durchgefahren. Dieser Zug war dann in Marienfelde aus dem Betrieb genommen worden. 

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