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Berlin: Sachlich

Carl Wechselberg, 34 Jahre, PDS

Carl Wechselberg hat die rotrote Koalition miteingefädelt. Der 34-jährige Haushaltsexperte der PDS gehört zum kleinen Kreis von Nachwuchspolitikern, die sich schon lange vor dem Regierungswechsel regelmäßig getroffen haben. Thai-Connection nannten sie das damals, Anfang 2000, denn sie trafen sich zu ihren konspirativen Strategieberatungen bei einem Thailänder. Mit Sozialisten wie Stefan Liebich, Benjamin Hoff und eben Wechselberg auf der einen und Sozialdemokraten wie Michael Müller, Christian Gaebler oder Andreas Matthae auf der anderen Seite.

„Es gab jede Menge Vorbehalte bei beiden Parteien, die wir im Gespräch langsam ausgeräumt haben“, erinnert sich Wechselberg. „Zwischen uns Jüngeren gab es schon früh einen Grundkonsens über Rot-Rot, während es bei den Älteren in beiden Parteien noch sehr große Widerstände gab.“

Seitdem er zu Jahresbeginn auf den Abgeordnetenplatz von Wirtschaftssenator Harald Wolf nachrückte, hat der aus Bremen stammende Politologe seinen Ruf als versierter, undogmatischer Haushaltsexperte ausgebaut, den auch der politische Gegner schätzt. Die „Thai-Connection“ dagegen ist längst im Alltagsgeschäft aufgegangen, nur hin und wieder treffen sich die einstigen Konspirateure noch privat zum Plausch. „Jetzt ist eine Generation an der Macht, die den Sanierungsprozess Berlins durchzieht, auch gegen Widerstand aus den eigenen Reihen“, sagt Wechselberg. „Das ist Konsens zwischen uns Jüngeren in der PDS und den Jüngeren in der SPD.“

Um als Politiker akzeptiert zu werden, war sein Alter für Carl Wechselberg allerdings nicht immer nur ein Segen. „Bis mich gestandene Staatssekretäre und Abteilungsleiter respektiert haben, brauchte es Ellenbogen und das eine oder andere deutliche Wort.“ Einen guten Kontakt hatte er hingegen von Anfang an zu manch jungem Kollegen, mit dem ihn politisch eigentlich gar nichts verband. Zu dem Haushaltsexperten der CDU zum Beispiel, Nicolas Zimmer, hat er „ein ausgesprochen gutes“ Verhältnis: „Ich finde ihn sympathisch, treffe mich gelegentlich auf einen Kaffee mit ihm und diskutiere über Haushaltspolitik. Das ist immer sehr sachlich und angenehm.“ Vielleicht liegt’s auch daran, dass die beiden neben dem politischen Thema noch einem gemeinsamen Nenner haben, den kaum ein älterer Kollege mit ihnen teilen dürfte: Beide hören gerne „Die Ärzte“.

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