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Berlin: Saubere Lösung

Ab in den Papierkorb – oder beim Ausflug den Abfall mit nach Haus nehmen? Wie die Stadt am besten sauber zu halten ist, darüber gehen die Meinungen in Berlin derzeit weit auseinander.

Ab in den Papierkorb – oder beim Ausflug den Abfall mit nach Haus nehmen? Wie die Stadt am besten sauber zu halten ist, darüber gehen die Meinungen in Berlin derzeit weit auseinander. In Steglitz-Zehlendorf werden die Müllbehälter in öffentlichen Grünanlagen abgebaut, damit die Bürger zur Sauberkeit erzogen werden. Ohne Papierkörbe geht es nicht, heißt es dagegen im Bezirk Reinickendorf.

In Spandau, wo bereits 250 Abfallkörbe beseitigt wurden, zieht man eine positive Bilanz. Die Stadträte Uwe Stäglin (SPD) und Carsten Röding (CDU) wollen damit das Umweltbewusstsein ihrer Bürger steigern – und jährlich jeweils rund eine halbe Million Euro an Entsorgungskosten sparen. Das Müllaufkommen habe sich seit dem Abbau der Abfallkörbe nicht erhöht, berichtete Baudezernent Röding. Doch stehen sie mit ihrem Konzept in Berlin bisher isoliert dar. In allen anderen Bezirke, so ergab eine Umfrage, gibt man sich skeptisch.

„In einem Bereich wie Mitte kann man keine Risiken eingehen“, sagt der Leiter des Straßen- und Grünflächenamtes des City-Bezirks, Harald Büttner. Er will erst einmal die Erfahrungen der Randbezirke abwarten. Angesichts der großen Müllproblematik beispielsweise im Tiergarten setzt man mehr auf das Gespräch mit Betroffenen. So wurde mit dem Türkischen Bund eine Medienkampagne gestartet, um die türkischen Familien, die auf den Liegewiesen grillen, für die Abfallentsorgung zu sensibilisieren.

„Ich fürchte, das geht nach hinten los“, meint Pankows Umweltstadtrat Matthias Köhne (SPD). „Eigentlich bräuchten wir mehr Körbe“, ist seine Überzeugung. „Wir lassen unsere Abfallbehälter stehen“, betont auch sein Amtskollege aus Lichtenberg-Hohenschönhausen, Andreas Geisel (SPD). Beide sind überzeugt, dass die Beseitigung wild abgelagerten Mülls die Bezirke teurer käme. „Das führt nicht dazu, dass die Anlagen sauberer werden, sondern dass sie noch mehr verwahrlosen“, sagt Stadträtin Sigrid Klebba (SPD) in Friedrichshain-Kreuzberg.

„Für uns kommt das nicht in Betracht“, so auch Sabine Krain vom Natur- und Umweltamt in Marzahn-Hellersdorf. „Der Beweis, ob dadurch das Müllaufkommen verringert wird, steht aus." Der Versuch, im Schlosspark Biesdorf Ständer mit Abfalltüten anzubieten, ist gescheitert. Sie wurden häufig ausgekippt, der Inhalt verstreut. So bleiben die rund 1000 Körbe im Bezirk erhalten.

Für Treptow-Köpenick ist ein Abbau der Müllbehälter laut Stadtrat Michael Schneider (PDS) „kein gangbarer Weg“, in Neukölln für seine Kollegin Stefanie Vogelsang (CDU) „kein Thema". In Tempelhof-Schöneberg sieht Baudezernent Gerhard Lawrentz (CDU) eher die Gefahr einer stärkeren Verunreinigung der Parkanlagen. Die gleiche Auffassung vertritt in Charlottenburg-Wilmersdorf der Amtsleiter Klaus Knittel. In Reinickendorf setzt man gar auf das gegenteilige Konzept und hat im Park am Schäfersee die Aktion „Abfall in die Kübel“ gestartet. Den dennoch starken Verschmutzungen soll durch zusätzliche Leerungen begegnet werden.

Positive Erfahrungen haben die Forsten gemacht. Als Mitte der 90er Jahre versuchsweise die Zahl der Müllbehälter im Grunewald reduziert wurden, landeten die Abfälle zunächst verstärkt auf den Boden. Erst nach zwei Jahren trat eine deutliche Besserung ein, so der Sprecher des Landesforstamtes, Marc Franusch. Rainer W. During

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