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Weißensee? Spitze! Jörg Fügmann (2. von rechts) und seine Mitstreiter kümmern sich um den Caligariplatz vor der Brotfabrik.

© Paul Zinken

Saubere Sache in Pankow: Damit sich auch Dr. Caligari wohlfühlt

Der Caligariplatz in Weißensee erinnert viele Besucher an eine "steinerne Wüste". Am 13. September möchte Jörg Fügmann, Geschäftsführer der anliegenden Brotfabrik, die Freifläche mit einem Hochbeet verschönern.

Die Räumlichkeiten seiner „Brotfabrik“ sind so begehrt, dass Geschäftsführer Jörg Fügmann erst einen ruhigen Platz suchen muss. Ein Kamerateam dreht im idyllischen Innenhof mit den alten Pferdeställen der einstigen Brotbäckerei eine Speed-Dating-Show. Ganz anders sieht es vor der Tür aus: Eine „steinerne Wüste“ hätten Besucher die Fläche schon genannt, sagt der 50-Jährige. Dabei setzt er seit Jahren einiges in Bewegung, um den Caligariplatz verweilenswert zu machen.

Langsam wird der Vorplatz grüner

Keine einfache Aufgabe, hier an der sogenannten „Weißenseer Spitze“, wo sich die Ortsteile Weißensee, Pankow und Prenzlauer Berg mit ihren Hauptverkehrsadern treffen. Mittendrin prangt im leuchtenden Gelb die „Brotfabrik“, Weißenseer Kultureinrichtung mit Kino, Theater, Galerie und Kneipe. Schon beim ersten Aktionstag „Saubere Sache“ des Tagesspiegels hat Fügmann mit etwa einem Dutzend Helfern die Baumscheibe unter der Kastanie am Platz bepflanzt. Inzwischen sind drei Bänke hinzugekommen, die der Geschäftsführer unter den Baum gestellt hat – gestrichen im Brotfabrik-Gelb. Auch eine Gedenktafel wurde auf Initiative des Vereins Glashaus e. V., mit dem Fügmann die Brotfabrik betreibt, nahe der Kastanie in den Boden eingelassen, zu Ehren des Schankwirts Carl Friedrich Wilhelm Grassnick, der im 19. Jahrhundert hier Sozialdemokraten heimliche Treffen ermöglichte. „Davon hat der In-der-Sonne-Sitzer natürlich wenig“, sagt Fügmann. Aber zum Geist des Platzes trage die Tafel bei.

130 neue Wohnungen - Jörg Fügmann hofft auf Interesse am Kiezleben

Für einen schillernden Namen hat Fügmann immerhin schon gesorgt: Vor mehr als zehn Jahren wurde der Platz auf Anregung seines Vereins „Caligariplatz“ getauft, in Anlehnung an den Film „Das Cabinet des Dr. Caligari“. Der wurde in Weißensee gedreht und gilt als expressionistisches Meisterwerk. Abgesehen von den fünf Straßenschildern deutet jedoch nichts auf die glamouröse Vergangenheit hin. Gerade habe eine Bankfiliale in der abgehenden Gustav-Adolf-Straße geschlossen, sagt Fügmann. „Das ist wieder ein Stückchen Sterben für das bisschen Bewegung, das es hier gibt.“

Fügmann ist traurig über jeden Rückschlag. Aber bitter ist er nicht. Selbst die gescheiterten Anstrengungen – wenn etwa frisch Gereinigtes schon nach wenigen Tagen wieder besprüht ist – ringen ihm ein Schmunzeln ab. Das sei eben das Leben. Dieses Jahr wollen sie am Caligariplatz ein Hochbeet anlegen. Fügmann sieht das als Angebot.

„Wir schlagen dem Bezirk vor, das auf den ganzen Platz zu übertragen.“

Jörg Fügmann deutet zur benachbarten Brachfläche. Dort soll demnächst gebaut werden. „Da entstehen 130 Wohnungen.“ Welche Menschen das sein werden und ob sie Interesse am Kiezleben haben, wird sich herausstellen. Eins ist klar: Jörg Fügmann wird nichts unversucht lassen, sie ins Boot zu holen.

Alle Mitstreiter für eine Verschönerung des Caligariplatzes treffen sich am Freitag, 12. September, um 9 Uhr vor der Brotfabrik. Ende der Aktion: 15 Uhr

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