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Berlin: Schloss Köpenick: Neue Füße für die Barockperle - Das 300 Jahre alte Gebäude steht am Wochende erstmals wieder Besuchern offen

Noch verdecken Gerüste die Fassade des mehr als 300 Jahre alten Barockschlosses. Handwerker haben sozusagen die Köpenicker Schlossinsel in Besitz genommen.

Noch verdecken Gerüste die Fassade des mehr als 300 Jahre alten Barockschlosses. Handwerker haben sozusagen die Köpenicker Schlossinsel in Besitz genommen. Und wo einst feine Herrschaften über das Parkett schritten, liegt jede Menge Schutt. Edel geschnitzte Treppen enden im Nirgendwo: Das Schloss Köpenick ist auf dem mühsamen Weg zu alter Schönheit.

Seit sieben Jahren wird das um 1680 erbaute Schloss saniert. Im Mai 2002 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, kündigte gestern Gisela Holan an, die verantwortlich ist für die Bauplanung und Koordinierung der Staatlichen Museen zu Berlin.

Doch schon am bevorstehenden Wochenende öffnet sich die Baustelle erstmalig neugierigen Besuchern. Im Rahmen der "Berliner Schaustelle" und des "Köpenicker Sommers" finden Führungen durch das imposante Gebäude und den daran anschließenden Park statt. Die Gäste werden unter anderem erfahren, dass dieser Bau etwas ganz Besonderes ist: das einzige in seinem Urzustand erhaltene Barockschloss in Berlin und Brandenburg.

Errichtet wurde es als persönlicher Sitz für den Kronprinzen Friedrich von Brandenburg. Später wurde es zum Armeedepot umfunktioniert und diente im 19. Jahrhundert sogar als Gefängnis. Seit 1963 hatte dort das Ost-Berliner Kunstgewerbemuseum sein Domizil.

Rund 74 Millionen Mark plante die Stiftung Preußischer Kulturbesitz eigentlich für die langwierigen Sanierungsarbeiten ein. Doch aufgrund unvorhergesehener Schwierigkeiten werde diese Summe wahrscheinlich um rund 20 Millionen Mark überschritten, sagte Gisela Holan. Erst im Laufe der Arbeiten sei das "wahre Ausmaß der Schäden zum Vorschein gekommen", betonte der für die Sanierung zuständige Architekt Gerhard Schlotter. Das Schloss musste beispielsweise auf neue "Füße" gestellt werden, weil die alten, hölzernen Pfahlgründungen völlig marode waren und das Gebäude jährlich um drei Millimeter sank.

Die höheren Kosten begründete Schlotter auch mit den verseuchten Decken, die einst mit giftigen Holzschutzmitteln bearbeitet wurden. Aus seiner Sicht ist es verwunderlich, dass in den vergangenen Jahren nie etwas passierte. So entdeckten die Experten eine etwa 65 Meter lange Wand, die nur noch eine Tragfähigkeit von rund 30 Prozent hatte. Inzwischen seien die gesamte Gründung des Gebäudes, die meisten Teile des Mauerwerkes und das Dach erneuert worden. In den kommenden Wochen ist der Anstrich der Fassade - in gelb und weiß - an der Reihe. Und im Herbst beginnt der Innenausbau. Beim gegenüber befindlichen Wirtschaftsgebäude ist man jetzt schon dabei.

Gisela Holan sagte, "dass die Arbeiten völlig im Zeitplan liegen". Wenn sich die Türen des sanierten Schlosses im Mai 2002 wieder weit öffnen, präsentiert sich das Gebäude als "Museum der Raumkunst des 16. bis 18. Jahrhunderts". "Wir zeigen dort, mit welchen Gegenständen in der Zeit der Renaissance und des Barock Räume eingerichtet wurden", erklärte die Direktorin des Kunstgewerbemuseum, Barbara Mundt.

Während der Führungen am 17. und 18. Juni, von 10 bis 17 Uhr, können sich Interessierte auch über die archäologischen Funde informieren, die in den vergangenen sieben Jahren auf der Schlossinsel entdeckt wurden. So kamen unter anderem Reste eines Turmes aus früheren Bebauungen und eine bisher nicht bekannte Treppe zum Vorschein. Übrigens wird schon jetzt ein Pächter für das neu eröffnende Schlosscafé auf der Insel zwischen Dahme und Spree gesucht. Eine erste Ausschreibung blieb bislang erfolglos.

Steffi Bey

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