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Berlin: Schloss Neuhardenberg: Bewegung und Begegnung auf Kosten des Giroverbandes

Bernd Kauffmann, ehemaliger Kulturstadt-Chef und Präsident der Stiftung Weimarer Klassik verlässt Mitte des kommenden Jahres Weimar, um in Neuhardenberg eine Tagungsstätte und ein internationales Kultur- und Wirtschaftszentrum zu übernehmen.Sie haben als Präsident der Stiftung Weimarer Klassik den größten Kulturbetrieb Thüringens geleitet, was treibt Sie aus dieser international bekannten Kulturstätte in die kulturelle Einöde mitten in der brandenburgischen Provinz?

Bernd Kauffmann, ehemaliger Kulturstadt-Chef und Präsident der Stiftung Weimarer Klassik verlässt Mitte des kommenden Jahres Weimar, um in Neuhardenberg eine Tagungsstätte und ein internationales Kultur- und Wirtschaftszentrum zu übernehmen.

Sie haben als Präsident der Stiftung Weimarer Klassik den größten Kulturbetrieb Thüringens geleitet, was treibt Sie aus dieser international bekannten Kulturstätte in die kulturelle Einöde mitten in der brandenburgischen Provinz?

Das Gestaltungsinteresse. Außerdem freue ich mich, nach Berlin zurückzukommen, wo ich 1964 am Canisiuskolleg mein Abitur gemacht habe. Im Übrigen teile ich Ihre Bewertung nicht. Ich sehe Neuhardenberg immer im Zusammenhang mit Berlin und Frankfurt/Oder. Dort etwas Neues zu setzen, fordert heraus und gemachte Betten waren meine Sache nie. Ich verstehe die Arbeit mit dem Sparkassen- und Giroverband, dem größten Verband der Finanzwirtschaft in Deutschland, als eine kulturelle Spurenlegung.

Spuren in welche Richtung?

Nun, man kann doch nicht immer über ein corporate citizenship reden und

die Reduzierung öffentlicher Mittel beklagen. Wir wollen hier versuchen, Wirtschafts- und Finanzunternehmen für ein stärkeres Engagement für die Kultur und ihr gesellschaftliches Umfeld zu gewinnen.

Was wird außerdem im künftigen Neuhardenberger Zentrum für Kultur, Wissenschaft und Wirtschaftsethik geschehen?

Ich habe zwar schon ein Konzept entworfen, darüber wird jetzt noch genauer nach Inhalt, Form und Finanzierbarkeit zu reden sein. Geben Sie mir noch ein wenig Jahr Zeit. Und noch ist Neuhardenberg ja gar nicht fertig.

Auf jeden Fall hört sich das Ganze nach der Dominanz des gesprochenen Wortes an.

Auch das sehe ich nicht ganz so. Sicher wird in Neuhardenberg debattiert, nachgedacht, gesprochen und sich verbandsintern begegnet werden. Also Kolleg, Akademie, Begegnung und Bewegung. Im Bereich Wirtschaftsethik wird es, wie schon gesagt, auch darum gehen, durch kluge Diskurse die Verantwortung größerer Unternehmen für die Kultur neben der notwendigen Gewinnmaximierung deutlicher zu machen. Milton Friedman ist eben nicht alles. Aber denken Sie bitte nicht, alles bliebe in der Sprödigkeit des Diskurses verhaftet. Die Arbeit dort soll auch durch künstlerische Ausdrucksformen, durch Musik, Tanz und Theater sinnlich ergänzt und belebt werden. Wir werden die gesamte Schlossanlage samt Park nutzen. Auch ein Museum zum Gedenken an Carl-Hans von Hardenberg, der im Juni 1944 an dem Attentat auf Hitler beteiligt war, ist geplant. Außerdem werden wir uns am Preußenjahr mit einer etwas anderen, als den üblichen Ausstellungen beteiligen.

So öffnet sich das Haus auch den Brandenburgern?

Ja, im Sinne einer regionalen Vernetzung, aber nicht als Hauptsache. Hauptsächlich wird das Ganze international ausgerichtet sein. Es darf nicht als Fleisch im eigenen deutschen Saft schmoren. Neuhardenberg soll Berlin im Rücken und im Blick haben und auch eine kulturelle Scharnierfunktion zum Osten erhalten.

Sie haben als Präsident der Stiftung Weimarer

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