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Berlin: Schlossherren wollen an die Börse gehen

Immer mehr Pläne fürs Schloss, aber kein Geld für Wiederaufbau: Nun wird eine Aktiengesellschaft gegründet

Mit neuen Vorschlägen für die Finanzierung und Bebauung des Schlossplatz-Areals sorgen Architekten und Bürgerinitiativen für Diskussionsstoff. So meldet sich „Stadtschloss Berlin“ – eine 2001 gegründete Bürgerinitiative – mit der Idee, den Schloss-Neubau zu hundert Prozent privat zu finanzieren. Zu diesem Zweck wird gerade eine Aktiengesellschaft gegründet, deren Investoren ihre Bereitschaft erkennen lassen, das Grundstück des Schloss-Areals käuflich zu erwerben. „Unser Ziel ist es, dass das Schloss bald steht“, sagt Jan Luther, der Sprecher der Stadtschloss-Initiative, „der Staat, der den Wiederaufbau beschlossen hat, weiß nicht, wie er den finanzieren soll.“

Die Initiatoren möchten „das Schloss pur“ mit allen vier Fassaden und zwei rekonstruierten Sälen (Ritter-Saal, Weißer Saal), das Innenleben des Neubaus soll jedoch von kommerziellen Interessen bestimmt werden. „Weder Beate Uhse-Laden noch Aldi-Geschäft“, beruhigt Luther, „sondern eine lebendige Nutzung, die die Berliner und die Touristen anzieht, inklusive Hotel, Cafés, Restaurants, aber auch hochwertige internationale Firmenrepräsentanzen“. Für die für das Schloss vorgesehenen Dahlemer Sammlungen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz hat die Bürgerinitiative einen anderen Ort vorgeschlagen: „Damit die Objekte nicht in das barocke Gebäude gezwängt werden müssen, hat der Architekt Jochen Hunger einen Rundbau entworfen, der mit einer Bruttogeschossfläche von 60 000 Quadratmetern auf dem Marx-Engels-Forum entstehen und die Dahlemer Sammlungen aufnehmen könnte“, sagt Luther zu dem farbigen „Vier-Kontinenten-Modell“, für dessen Finanzierung freilich der Bund aufkommen müsste, zumal ihm die Schloss-Neubau-Finanzierung von den privaten Investoren quasi abgenommen wird.

Einen ganz anderen Vorschlag bringen die beiden Architekten Dieter Bankert und Gunther Derdau in die Diskussion: Sie haben einen modernen, mehrgeschossigen Neubau entworfen, der im Herzen Berlins einem politischen europäischen Haus Gestalt und Inhalt geben soll: Das „Europeum“ als Treffpunkt und Bühne unseres Kontinents.

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