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Berlin: Schnell nach oben

Nicolas Zimmer: fünf Jahre im Parlament und schon Fraktionschef

Nicolas Zimmer macht seine Karriere mit hoher Geschwindigkeit. Mit 32 ist er neuer CDUFraktionschef, dabei gehört er dem Abgeordnetenhaus gerade erst seit fünf Jahren an. Wer ihn damals, als er einer der Jüngsten in der verjüngten Fraktion war, nach den Gründen fürs politische Engagement fragte, den verwies Nicolas Zimmer freundlich lächelnd auf 1968 und die Folgen: Er habe sich schon auf der Schule über den „linken Mainstream“ geärgert, erzählte er dann. Es war, wenn man so will, Protest gegen die herrschende Meinung und Politfolklore, der ihn der CDU nahe brachte. Das erklärt, warum Zimmer auf viele „liberal“ wirkt: Ihm fehlt all das, was die Leute sonst immer noch mit dem CDU-Nachwuchs in Verbindung bringen – das Geschimpfe auf alles Linke, die antrainiert wirkende Deutschlandliebe.

Zimmer wirkte damals schon wie einer, dem Idealismus wichtig ist, aber nicht so wichtig, dass er ihn wie ein Gesinnungsethiker ständig vor sich her trägt. Kein Wunder, dass er – wie die anderen „Liberalen“ in der CDU-Fraktion – vor dem Thema Schwarzgrün nie Angst hatte. Doch mit freundlichem und lockerem Auftreten und seiner Offenheit für viele Themen allein hätte Zimmer in der Politik nicht viel bewirkt. Dass er in wenigen Jahren viel vom Betrieb begriffen hat, lag an den Aufgaben, die er übernahm – und die man ihm zutraute. Inzwischen kennt er sich mit den Finanzen und der Verwaltung gut genug aus, um seine Fraktion im Hauptausschuss zu vertreten. Einen Karriereschub erlebte Zimmer ausgerechnet dadurch, dass seine Partei im Bankenskandal die Macht verlor. Ungewollt förderte ihn Klaus Landowsky. Als die Berliner CDU im Spendensumpf und im Bankendesaster steckte, waren es gerade die Jungen in der Fraktion, die glaubwürdig einen Neuanfang organisierten konnten. Nun sitzt Nicolas Zimmer für seine Fraktion im Banken-Untersuchungsausschuss. Negatives über ihn und seine Aufklärungsarbeit verbreiten nicht einmal seine politischen Gegner aus anderen Parteien.

Und doch ist ihm das Image des Liberalen in der CDU ein wenig abhanden gekommen. Das liegt nicht daran, dass er sich politisch umorientiert hätte. Er gilt im Dauerstreit um Fraktionschef Frank Steffel ganz einfach deshalb als „Steffel-Mann“, weil Steffel ihn zum Parlamentarischen Geschäftsführer gemacht hat. Zimmer ist Rechtsanwalt und unterhält eine Kanzlei, doch sein eigentlicher Arbeitsplatz ist im Preußischen Landtag. Das wollte er so. Als diejenigen, die Peter Kurth zum neuen Fraktionschef machen wollten, auf Zimmers jugendliches Alter verwiesen, konterte er mit der Bemerkung, wenn er immer darauf gehört hätte, dass er zu jung für irgendetwas sei, „wäre ich heute noch Sprecher der Jungen Union im Ortsverband Lichtenrade“. Zimmer, der junge Mann mit dem freundlichen Gesicht, weiß, dass wer wagt gewinnt. Und seine Förderer kann man sich in der Politik nicht immer aussuchen. wvb

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