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Berlin: Schneller ankommen

Seit zehn Jahren rauscht der ICE mit Tempo 250 nach Hannover Die Zahl der Fahrgäste ist seither von 19 000 auf 27 000 pro Tag gestiegen

Die Premiere begann noch mit einer Verspätung. Zehn Jahre später war die Bahn gestern pünktlich. Der Sonderzug, in dem die Bahn mit geladenen Gästen die Inbetriebnahme der Hochgeschwindigkeitsstrecke für Tempo 250 zwischen Berlin und Hannover am 15. September 1998 feierte, verließ den Hauptbahnhof pünktlich. Vor zehn Jahren ging es am Ostbahnhof zehn Minuten zu spät los, weil der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl nicht rechtzeitig gekommen war.

Der Streckenausbau, der 2,5 Milliarden Euro kostete, hat sich für die Bahn gelohnt: Die Zahl der Fahrgäste sei zwischen 1999 und 2007 auf diesem Abschnitt von 19 000 auf über 27 000 am Tag gestiegen, sagte gestern der Berliner Bahnchef Ingulf Leuschel. Durch den Schnellverkehr zwischen Berlin und Hannover hatte sich die Reisezeit um eine Stunde auf gut eineinhalb Stunden verkürzt. Zu DDR-Zeiten waren die Züge hier fast vier Stunden unterwegs. Den Bau der Strecke hatten die Bundesrepublik und die DDR vor der Wende vereinbart und den Vertrag im Mai 1990 unterzeichnet. Ins Gespräch gebracht worden war sogar der Bau einer Transrapid-Verbindung. Für die DDR war es aber unvorstellbar, diese Technik aus dem Westen über ihr Gebiet schweben zu lassen.

Selbst den ICE wollte sie verstecken. So wählte man für den Verkehr nach Hannover die Strecke über Stendal und Wolfsburg. Damit konnte die Fahrt durch Potsdam und Magdeburg vermieden werden. Nach der Wende gab es Versuche, die Schnellfahrstrecke umzuplanen, da die Züge auch in den beiden Landeshauptstädten halten konnten, doch es blieb bei der vereinbarten Trasse. Die Bahn ließ zwar nach der Inbetriebnahme einige ICE-Züge nach Potsdam und Magdeburg fahren, doch nach und nach verloren die Landeshauptstädte ihren Anschluss an das Schnellverkehrsnetz. Es soll zu wenig Fahrgäste gegeben haben.

Mehr Erfolg als die Politiker, die die Züge über Potsdam und Magdeburg fahren lassen wollten, hatten die Naturschützer. Sie erreichten, dass im Trappenschutzgebiet bei Rathenow die Züge von 250 km/h auf 200 km/h abbremsen müssen, weil hier keine zusätzlichen Gleise gelegt wurden. Zudem werden die Großvögel durch einen Damm davor geschützt, von den Zügen überfahren zu werden. Die Fahrt dauert nach Leuschels Angaben durch das Abbremsen knapp drei Minuten länger.

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