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Berlin: Schneller, weil’s die Polizei erlaubt

Catharina Rösner ist Thriathletin und Kommissarin

Eine Nacht in Berlin, in diesem Sommer: Der Autofahrer ist betrunken, kaum zu übersehen. Als der Mann im Rückspiegel den Polizeiwagen bemerkt, hält er an, springt heraus, dann rennt er weg. Die Polizisten nehmen die Verfolgung auf, ebenfalls zu Fuß. Wie der Sprint endete? „Also bitte, schwer war das nicht“, sagt Catharina Rösner. „Der war betrunken.“ Blöde Frage. Aber wenn der Mann nüchtern gewesen wäre? „Auch dann hätte er keine Chance gehabt.“

Es ist nämlich so: Rösner, 24, Polizeikommissarin in Berlin-Schöneberg, ist Triathletin. Und zwar Weltmeisterin. Rösner hat im Sommer die „World Police and Fire Games“ in Barcelona gewonnen, und nicht nur die: Auch die deutschen Polizei-Meisterschaften, und natürlich die Berlin-Brandenburger. Welcher Kleinkriminelle soll da schon eine Chance haben? Rösner sagt: „Dem Polizeidienst schadet meine Fitness nicht.“

Olympia ist noch weit weg, die WM in Spanien war bislang der Höhepunkt. „Berlin Police Department“ stand auf ihrem Meldebogen. Die eineinhalb Kilometer im Mittelmeer ist sie in 24 Minuten geschwommen, für zwölf Kilometer in Laufschuhen benötigte sie 47 Minuten, dazwischen lagen weitere 40 Kilometer auf dem Rad. Die Gesamtzeit betrug am Ende 2:19:16 Stunden, das waren fünf Sekunden Vorsprung vor der Spanierin Emma Roca Rodriguez vom „Catalan Fire Department“. So etwas macht stolz, reich aber nicht. 50 Euro hat Rösner für den WM-Titel erhalten, „die habe ich sofort auf den Kopp gehauen“. So eine WM sei ein Minusgeschäft, sagt sie. Das Abenteuer Spanien kostete sie inklusive Flug und Unterkunft um die 600 Euro. Deshalb will sie jetzt zum Bundesgrenzschutz in die Fördergruppe. „Das sieht für den Steuerzahler natürlich blöd aus“, sagt sie. „Aber so ist es nun einmal: Die guten Athleten bei Olympia sind alle in diesem Programm.“ 50 Stunden Polizeidienst plus 25 Stunden Training, „das geht halt nicht“.

Rösner kommt aus Schwerin. Die Kaderschmiede der DDR lag in Rostock, dort wurden Talente ausgebildet. Rösner sagt aber: „Gut, dass ich dafür zu jung war.“ Denn dieser Perfektionismus habe die Athleten verheizt. „In Rostock musste sehr viel und sehr hart gearbeitet werden. Das hält keiner lange durch.“ In Schwerin habe der Spaß im Vordergrund gestanden. Sie sagt: „Viele der damaligen Rostocker kiffen heute. Die haben keinen Bock mehr.“

Rösner arbeitet anders, auch mit zwei Trainern, aber „wenn es regnet, bleibe ich auf dem Sofa liegen. Sonst hole ich mir eine Entzündung der Herzmuskulatur.“ Es passt ganz gut, dass bald der Winter kommt, die Bundesliga ist seit wenigen Tagen beendet. Dort ist Rösner für Schwerin gestartet. Bis zum Frühjahr steht der Polizeidienst im Vordergrund, Olympia interessiert noch nicht. Was sie reizt? „Der Sibirien-Marathon.“

André Görke

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