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Berlin: Schöneberg: Brandstifter auf dem Scheiterhaufen

Wenn sich Johann Peter Horst eine Pfeife ansteckte, hatte das nichts Gutes zu bedeuten. Denn so begann der 1783 geborene Sohn eines Pferdehirten seine mörderische Arbeit.

Wenn sich Johann Peter Horst eine Pfeife ansteckte, hatte das nichts Gutes zu bedeuten. Denn so begann der 1783 geborene Sohn eines Pferdehirten seine mörderische Arbeit. Mit seiner Bande hatte er sich aufs Brandschatzen spezialiert. Anfang des 19. Jahrhunderts zündeten sie in Preußen, Böhmen und Sachsen Häuser an und nutzten das Wirrwarr der Löscharbeiten, um sie zu plündern.

Am Schöneberger Dorfanger endete die Karriere der Missetäter. 1810 wurden er und seine Komplizin, die junge Luise Friederike Delitz, verhaftet. Gut zwei Jahre später wurden die beiden selbst ein Opfer der Flammen: Sie starben in der Jungfernheide auf einem Scheiterhaufen. Es war die letzte Hinrichtung dieser Art in Preußen.

Diese "wahre Geschichte einer Mordbrennerbande" wird ab Montag, dem 21. Mai, in einer gleichnamigen Ausstellung nacherzählt. Das Jugendmuseum Schöneberg widmet Horst und Delitz und zugleich einem der umfangreichsten Kammergerichtsprozesse des 19. Jahrhunderts neun Räume voller aufwendiger Bauten, Multimedia-Aparaturen, Akten, Bildern und Gegenständen aus der Zeit.

Das Ganze ist eine Mischung aus Geschichtsstunde und Gruselkabinett. Räuberlegenden seien Teil jeder Kindheit, mit ihnen könne man junge Menschen immer wieder begeistern, sagt die Leiterin der Museen von Tempelhof-Schöneberg, Petra Zwaka. Die Ausstellung soll aber auch Nachdenken auslösen, zum Beispiel über das Rechtssystem damals und über Kriminalität heute.

Bei Führungen durch die Ausstellung steigt schon einmal ein "Kleist" aus einem Sarg. Er hatte in seinen neu gegründeten Berliner Abendblättern ausführlich über den Fall berichtet. Da ist eine der wenigen erhaltenen Prozess-Akten aus dem Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz zu sehen - spätestens hier wird klar, warum die Ausstellung im Preußenjahr gezeigt wird. Man kann sich Kopfhörer aufsetzen und nachgespielte Verhöre von Horst und Delitz verfolgen, einen Blick in eine Räuberhöhle werfen und erfährt eine Menge über die Biografien der Täter und über ihre Zeit - in der sich die Bauern auf kargen märkischen Böden plagen mussten.

Im Forschungszimmer am Schluss der Schau gibt es am Computer und in Heftern weiter führende Informationen. Für Schulklassen werden Projekttage angeboten. Museumspädagogen spielen dabei Richter und Journalisten und führen die Kinder so an Fragen heran, die die Ausstellung aufwirft. Belohnt wird der Nachwuchs mit einem "Räuberbündel" aus Forschungstagebuch und leerem Steckbrief. Die Brandstifter können sie selbst zeichnen - Bilder von ihnen sind nicht überliefert.

Tobias Arbinger

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