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Guter Spieler.

© dapd

Berlin: Schrippenbäcker nimmt Jauch die Butter vom Brot

Am Dienstag stand er wieder hinter der Theke seines Backwarengeschäfts in der Weißenseer Langhansstraße. Hier bei „Back & Snack“ macht er Pizza nach Geheimrezept, verkauft Brötchen, Donuts und Croissants, Süßigkeiten und Zeitschriften.

Am Dienstag stand er wieder hinter der Theke seines Backwarengeschäfts in der Weißenseer Langhansstraße. Hier bei „Back & Snack“ macht er Pizza nach Geheimrezept, verkauft Brötchen, Donuts und Croissants, Süßigkeiten und Zeitschriften. Letztere waren so ziemlich die einzige Lektüre, die Aaron Troschke zur Vorbereitung auf die Quizsendung „Wer wird Millionär“ herangezogen hat. Dass Heidi Klum nun mit ihrem Bodyguard zusammen ist, wusste der 23-Jährige aus einem Klatschmagazin. Und die älteren Kunden, hätten ihm immer von früher erzählt, das habe er sich gemerkt. 125 000 Euro hat er mit diesem Wissen schon erreicht und am Freitag könnte er eine Million Euro gewinnen.

Dass sich am Dienstag praktisch die gesamte Nachbarschaft in seinem Geschäft mit Stehcafé herumtrieb, lag aber eher an der lockeren, sympathischen Art. Troschke schaffte etwas, das zuvor noch niemandem gelungen war: Er war der erste Kandidat, der die komplette Sendung auf dem Ratestuhl saß. Vor allem, weil er Moderator Günther Jauch mit seiner schlagfertigen Berliner Schnauze an die Wand quasselte. Als zwischenzeitlich eine Kamera ausfiel, begann Jauch mit seinem Kandidaten eine Plauderei, die normalerweise herausgeschnitten worden wäre. Doch RTL sendete das Ganze ungekürzt. „Gestern Abend Talk-Show war gut?“, fragte Troschke und überrumpelte den Moderator dann mit einer Frage, die ihm offenbar auf der Seele brannte: „Herr Jauch, warum haben Sie eigentlich nicht ,Wetten, dass..?’ gemacht? Das hätte mich so gefreut.“ Während das Publikum diesen Vorstoß lange beklatschte, schüttelte Jauch immer wieder schmunzelnd den Kopf und antwortete schließlich: „Weil ich mich mit einem wie Ihnen eine halbe Stunde glänzend unterhalten kann, aber zu Lady Gaga fällt mir nichts ein.“ Auch Günther Jauch hatte offensichtlich Spaß.

Troschke führt seine Lockerheit auf die vielen Jobs zurück, die er schon gemacht hat: Pizzafahrer, Arbeit im Casino, Tankwart, Bäcker, er schlug sich immer so durch. „Ich hatte immer mit Leuten zu tun“, erzählt er, „das stimmt einen positiv.“ Im Internet fordern Fans bereits eine eigene Talkshow für Troschke, richteten eine Facebook-Seite für ihn ein, von der er gar nichts wusste. „Ich hatte nur mit 500 Euro gerechnet“, sagt der sichtlich überforderte junge Mann, der in verwaschenen Jeans, Turnschuhen und einer hellblauen Sportjacke versucht lässig zu bleiben und sich trotz des Rummels um die Kunden zu kümmern. Mit dem Gewinn möchte er seinen Laden abbezahlen und einen neuen Geschirrspüler anschaffen. Wenn es mehr wird vielleicht in die USA reisen und mal zum Wrestling gehen. Sein Bruder wolle sich ein Haus kaufen, den könne er unterstützen.

Fast alle, die am Dienstag in seinen Laden kommen, raten ihm: Bloß nicht zocken! Um das ja nicht zu vergessen, hat Troschke während der Sendung eine Ein-Euro-Münze in der Tasche. „Um mich daran zu erinnern, wie hart ich dafür arbeiten muss.“ amy/mge

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