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Gotzkowsky-Grundschule

© Günter Peters

Schulbrand in Moabit: Verkohlte Klassenzimmer, traurige Kinder

Diese Woche haben die Gotzkowsky-Schüler noch schulfrei. Dann sollen sie auf andere Häuser verteilt werden. Lehrer, Eltern und Senatsverwaltung suchen nach Ersatzlösungen.

Es ist ein strahlender Vormittag, die Fenster der Gotzkowsky-Grundschule sind weit geöffnet. Erst auf den zweiten Blick sieht man, dass die Fenster geplatzt sind und dass es auf dem Schulhof gespenstisch ruhig ist. Nachdem ein Feuer am Samstagabend die Schule an der Zinzendorferstraße in Moabit verwüstet hatte, haben die 460 Grundschüler diese Woche frei. Doch darüber, dass der Unterricht ausgefallen ist, freute sich der elfjährige Tobias gestern nicht. „Das Feuer hat meine Klasse erwischt“, sagte er. Im Klassenzimmer der 6b sei ein großes Loch im Boden. Ibrahim von der 6c hatte mehr Glück, sein Klassenraum blieb verschont. Er musste aber nachts mit ansehen, wie seine Schule in Flammen aufging. Die Polizei vermutet, dass ein technischer Defekt den Brand ausgelöst hat.

Das Gebäude ist abgesperrt, es darf sich dort keiner aufhalten. „Man kann aus den Räumen im dritten Stock bis runter ins Erdgeschoss gucken“, sagte eine Lehrerin. Außerdem stinke es fürchterlich. Das Ausmaß der Schäden lasse sich noch nicht beziffern. Hinter dem Gitterzaun stehen ein paar Kinder. „Hat das Lehrerzimmer denn auch gebrannt?“ wollten sie von den Lehrerinnen wissen, die gerade das Schulgebäude verließen.

Um halb sieben Uhr am Montagmorgen hatte sich das Kollegium zu einer Krisensitzung versammelt. „Wir müssen jetzt das Chaos verwalten und neue Stundenpläne gestalten“, sagte die stellvertretende Schulleiterin Ingrid Noortwyck auf dem Weg zur Schulleitersitzung. Man sei auf der Suche nach Ausweichquartieren. Die Eltern seien von den jeweiligen Klassenlehrern benachrichtigt worden und hätten ihre Kinder zuhause behalten. Das habe auch gut funktioniert. Lediglich zwei Handvoll Kinder hätten gestern vor der Schule gestanden. Sie werden im gegenüberliegenden Hort betreut.

Zunächst sollte der Unterricht bis Mittwoch ausfallen. Jetzt haben die Kinder die gesamte Woche schulfrei, damit eine Lösung gefunden werden kann, die langfristig praktikabel ist. Die Kinder sollen im Klassenverband und mit ihrem Lehrer auf drei bis vier Schulen verteilt werden. Man wolle natürlich möglichst viele Klassen an einem Standort unterbringen.

Für das Nötigste wird gesorgt. „Aber all das, was eine Schule über den Unterricht hinaus ausmacht, wird auf absehbare Zeit ausfallen“, sagt Klassenlehrerin Beate Froese, die hier seit 13 Jahren Deutsch und Kunst unterrichtet. Auch sie wird ihre Viertklässler vorerst nur „notunterrichten“ können.

Die Musikinstrumente in der ausgebrannten Aula sind zerstört. Zwei Gitarren haben die Lehrer immerhin retten können. Was geschieht mit dem Rest des Inventars? Für Brandfälle gebe es schließlich eine Feuerversicherung, meint Noortwyck. Das trifft in Berlin zwar auf das Gebäude zu, die Innenausstattung der Schulen ist jedoch nicht versichert, wie der Leiter des Schulamtes, Jürgen Willuhn, bestätigt.

Aus Sicht der Senatsverwaltung für Finanzen ist das sinnvoll: „Das ist die wirtschaftlichere Lösung für das Land, auf Versicherungen zu verzichten“, sagt die Sprecherin der Senatsverwaltung für Finanzen. Da es selten brenne, sei es billiger, im Schadensfall auszugleichen. Die Versicherungspolice sei sonst zu hoch.

„Wir werden zunächst in den benachbarten Schulen anfragen, ob entsprechendes Mobiliar aus den Beständen zur Verfügung steht“, erklärt Willuhn. Wenn der Schule am Ende ein Beamer oder Ähnliches fehlt, müsse das der Bezirk auffangen. „Aber erst einmal muss jetzt ein Konzept erarbeitet werden, wie und wo künftig Gotzkowsky Schule machen kann.“

Laura Wieland

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