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Berlin: Schule soll rauchfrei werden

Mehrheit der Abgeordneten für Verbot. Abstimmung über Allparteien-Antrag in der kommenden Woche

Von Sabine Beikler

Die Zahlen sind alarmierend. Berliner Schüler greifen immer früher zur Zigarette: Mittlerweile liegt das Einstiegsalter in der Hauptstadt bei 11,6 Jahren – allen Aufklärungskampagnen zum Trotz. In der siebten Klasse raucht bereits jeder zehnte Schüler regelmäßig, in der neunten Klasse sind es sogar 30 Prozent der Jugendlichen – Mädchen wie Jungen. Das geht aus einer Studie des Robert-Koch-Instituts für ein Forschungsprojekt der Weltgesundheitsorganisation hervor. Jetzt wollen Parlamentarier aller Fraktionen ein generelles Rauchverbot in Schulen durchsetzen: 75 Abgeordnete – und damit die Mehrheit der 141 Parlamentarier – haben am Mittwoch einen Gruppenantrag eingereicht. In der nächsten Woche wird darüber auf der letzten Sitzung vor der Sommerpause abgestimmt.

Schulsenator Klaus Böger (SPD) lehnt diese parlamentarische Initiative der Grünen-Politikerin Claudia Hämmerling nicht grundsätzlich ab. Er hält aber ein gesetzlich verordnetes Rauchverbot für „nicht so wirkungsvoll“ wie zum Beispiel ein Rauchverbot, das jede Schule selbst verhängen kann. „Ich möchte, dass Schulkonferenzen selbstständig darüber beraten und sich dadurch eine breite Diskussion an den Schulen ergibt“, sagt Böger. Dadurch sei die Autonomie der Schulen gesichert.

Berlins Schulsenator kündigte ein Schreiben an alle Schulen an, zu Beginn des nächsten Schuljahres an ihren Schulen eindringlich noch einmal über ein Rauchverbot in den Schulkonferenzen zu beraten. Per Rundschreiben wurde schon 1998 an den Berliner Schulen ein generelles Rauchverbot verhängt. Doch können die Schulkonferenzen darüber selbst abstimmen. Ergebnis: In der Realität gibt es an nahezu jeder Oberschule offizielle Raucherecken für Schüler; Pädagogen rauchen in den Lehrerzimmern.

Der Landeselternausschuss-Vorsitzende André Schindler unterstützt ein Rauchverbot an den Schulen. „Ein solches Verbot muss allerdings konsequent angewendet werden und für Lehrer, Schüler und auch für Hausmeister gelten“, sagte Schindler. In einer Zeit, in der über Rauchverbote in Kneipen, öffentlichen Gebäuden oder auf Bahnhöfen diskutiert wird, sei es selbstverständlich, gerade in den Schulen mit ihrem Vorbildcharakter für Kinder und Jugendliche ein Verbot auszusprechen. „Dass Rauchen gesundheitsschädlich ist, ist wohl mittlerweile bekannt.“ Berlins 500 000 Eltern würden sich seiner Meinung nach einem Verbot mehrheitlich anschließen.

Der parlamentarische Antrag wird in allen Fraktionen kontrovers diskutiert. SPD-Fraktionschef Michael Müller hat den Gruppenantrag „freudig erregt“ unterschrieben. Auch der CDU-Fraktionschef Nicolas Zimmer unterstützt den Antrag. Dagegen hält PDS-Fraktionschef Stefan Liebich nichts von einem generellen Rauchverbot in Schulen. „Gerade ein Verbot macht das Rauchen sexy“, findet auch FDP-Fraktionschef Martin Lindner.

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