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Schule: Die besseren Plätze sind hinten

Beim Signum verwirklicht Opel ein ganz neues Fahrzeugkonzept

Wer muss hinten sitzen und wer darf vorn Platz nehmen – vor dem Start auf große Fahrt ist das bei vielen Familienautos eine ganz wichtige Frage. Und die, denen die Fondsitze zugewiesen werden, können ihre Enttäuschung oft nicht verbergen. Denn dort ist es normalerweise bedeutend enger als vorn. Dürfen Sie allerdings beim neuen Opel Signum wählen, dann überlegen Sie nicht lange und wählen die Hinterbank. Denn bei ihm ist alles ganz anders, sind die Sitze der ersten Klasse hinten.

So bequem, wie in diesem Auto sitzt man hinten sonst nur in Oberklasse-Limousinen. Und zu denen gehört das neueste Modell aus Rüsselsheim, das derzeit in Berlin präsentiert wird, mit einer Länge von knapp 4,64 Meter wirklich nicht. Gerade einmal vier Zentimeter mehr als die normale Vectra Limousine misst der Signum, der allerdings ganz andere Proportionen hat, aus der Seitenperspektive ungewohnt gestreckt wirkt, mit einer besonders breiten und stabilen C-Säule ebenso aus dem Rahmen fällt, wie einem ungewöhnlich langen Radstand. Denn der misst 2,83 Meter. Das sind genau dreizehn Zentimeter mehr als bei der Vectra Limousine.

Dreizehn Zentimeter, die allein den Sitzen im Fond zugute kommen, die sich um exakt diese Zentimeter längs verschieben lassen. Und wie viel dreizehn Zentimeter sind, spürt man sofort, wenn man die hinteren Türen öffnet und sich dort in die Sitze schwingt. Denn so bequem ist wirklich kein anderes Auto in dieser Klasse. Wenn man dann auch noch die Rückenlehnen nach hinten neigt, auf maximal 30 Grad, kann man den Beifahrer eigentlich nur noch bedauern.

Doch das ist nur der erste Teil der Überraschung, die der Signum im Fond zu bieten hat. Denn bei Opel arbeitet seit Jahren ein Team von Spezialisten, die nichts weiter tun, als jede nur denkbare Möglichkeit, Sitze im Fond von Autos zu klappen oder zu falten, erproben – und auf diesem Weg inzwischen so gut wie alles an Patenten gesammelt haben, die es auf diesem Sektor gibt. Patenten, bei denen es darum geht, Variabilität zu erreichen, ohne dass irgendein Sitz ausgebaut und zurückgelassen werden muss.

Aber bei den Patenten ist es nicht geblieben. Schon beim Bestseller Zafira setzten sie ihre Erfahrungen erstmals um, statteten den Siebensitzer mit einer zweiten hinteren Sitzbank aus, die sich mit wenigen Handgriffen komplett im Wagenboden versenken lässt. Beim kompakteren fünfsitzigen Meriva – der übrigens zusammen mit dem Signum am 9.Mai auf dem deutschen Markt eingeführt wird, verwirklichten sie das beispiellose FlexSpace-Konzept für die hintere Sitzbank, die sich ohne Werkzeug binnen Sekunden in zwei besonders breite Sitze mit neigbarer Rückenlehne verwandeln lässt. Da sitzt man in einem Kompakten so bequem wie sonst nur in der Mittelklasse.

Nun hält FlexSpace im Signum auch Einzug in diese Klasse. Wer mit vier Personen im Signum unterwegs ist, kann die Sitze hinten nicht nur extrem weit nach hinten schieben, sondern den mittleren schmalen Teil mit wenigen Griffen umdrehen und in eine Ablagekonsole verwandeln und das Rückenpolster als Mittelarmlehne herausklappen. Und wenn man sich dafür entscheidet, den als Sonderausstattung verfügbaren Travel Assistent zu ordern, der sich zwischen den beiden Einzelsitzen im Fond verankern lässt, dann verfügt man über zwei faltbare Tische, eine Kühlbox und einen Abfallbehälter, Getränkehalter, und eine Halterung für DVD-Player sowie einen 12-Volt-Anschluss. Das sind die besten Voraussetzungen, entweder eigene Unterhaltungsprogramme zu genießen oder auch mit einem Laptop zu arbeiten. Und wer öfter mit jüngeren Passagieren im Fond unterwegs ist, wird schnell das so genannte Twin Audio-Bedienmodul schätzen lernen, denn sein doppelter Kopfhörerset erlaubt es vorn und hinten verschiedene Musikprogramme zu hören.

Noch einmal zurück zu den hinteren Sitzen. Denn die lassen sich nicht nur neigen und längs verschieben, so dass man dahinter ganz nach Bedarf über einen Gepäckraum zwischen 365 und 550 Liter verfügen kann, sondern auch nach vorn klappen. Und dann wird aus dem Signum ein Transporter mit bis zu 1410 Liter Stauraum, der sich dank umklappbarer Beifahrersitzlehne so erweitern lässt, dass auch extrem langes Ladegut bequem untergebracht werden kann. Und wichtig ist, dass bei allen Varianten des Signum ungeachtet des unterschiedlichen Leergewichts die Zuladung stets 515 Kilo beträgt, man den Stauraum also auch vernünftig nutzen kann.

Mit seinem flexiblen Sitzsystem ist dieses Auto, wenn auch künftiges Top-Modell der Vectra-Familie, kein Vectra Signum, sondern bewusst nur ein Signum. Ein Name, mit dem die Eigenständigkeit dieses Karosseriekonzepts betont wird, das in dieser Form und vor allen in dieser Klasse absolut neu ist und durchaus das Zeug hat, Trends zu setzen. Ein Auto, von dem man erwartet, dass es viele Käufer zu Opel ziehen wird, die bislang Fahrzeuge anderer Marken fahren, dort aber kein vergleichbares Angebot finden. Und der Signum ist auch anders als der noch in diesem Herbst folgende Kombi auf Basis des Vectra, der in Optik und Raumkonzept andere Schwerpunkte setzen wird.

Eigenständig zeigt sich der Signum konsequenterweise auch in seiner Optik. Das gilt nicht nur für die flache und gestreckte Silhouette, sondern auch für die Front, bei der er sich mit dem markanten trapezförmigen Lufteinlass im Stoßfänger unterhalb des typischen neuen Opel-Grills auf den ersten Blick vom Vectra unterscheidet. Auch die kleinen runden in Chromleisten integrierten Nebelscheinwerfer unterstreichen den eigenen Auftritt dieses Autos, das mit seiner sich wie eine Kuppel um das Heck spannenden Heckscheibe auch hinten seinen eigenen Charakter betont. Und das setzt sich trotz aller Nähe zum Vectra auch im Interieur fort, das insbesondere in den Varianten mit Lederausstattung auch in diesem Bereich Oberklasseniveau zeigt. Als besonderes Ausstattungselement gibt es im Signum eine Dachkonsole mit fünf Fächern. Hier allerdings muss man mit einem Zielkonflikt leben. Denn wer diese Ausstattung wünscht, muss dafür auf jede Art von Schiebedach verzichten, da dafür dann kein Raum mehr verfügbar ist.

Gleich drei neue Motoren erleben mit dem Signum ihre Premiere im Rahmen der Vectra-Familie, deren andere Mitglieder künftig ebenfalls mit diesen Aggregaten ausgestattet werden. Denn neben die bereits bekannten Benziner mit 1,8 Liter mit 90 kW (122 PS) und den 3,2 Liter-V6 mit 155 kW (211 PS) und die beiden Turbodiesel 2,0 und 2,2 DTI mit 74 und 92 kW (100 und 125 PS), treten zwei neue Benziner und ein neuer Diesel. Der ist ein 3,0-Liter-V6 mit Common Rail und einer Leistung von 130 kW (177 PS), der uns bei den ersten Probekilometern in und rund um Berlin geradezu begeisterte. Nicht nur wegen seiner großen Kultiviertheit, denn einen Hinweis auf das Verbrennungsprinzip des V6 erhält man allenfalls im Leerlauf, sondern vor allen wegen seiner geradezu souveränen Leistungsentfaltung, die ihn zum stärksten Selbstzünder im Opel-Programm macht.

Bereits bei 1900/min liefert diese Maschine ihr höchstes Drehmoment von 370 Nm, das bis 2800 in dieser Höhe verfügbar bleibt. Das aber bedeutet beim Tritt aufs Gaspedal bei praktisch jeder Drehzahl ein spontanes Ansprechen dieses Aggregats, das einen ganz besonderen sonoren Klang hat und den Signum in Verbindung mit einem ebenfalls neuen Sechsgang-Schaltgetriebe binnen 9,4 Sekunden Tempo 100 und maximal 221 km/h erreichen lässt – mit Fünfgang-Automatik, die sehr gut mit diesem Motor harmoniert, sind es 9,9 Sekunden und 218 km/h. Ein sehr flotter Diesel also, der mit einem Durchschnittsverbrauch von 7,4 (7,9) l/100 km für sein hohes Leistungsniveau erfreulich ökonomisch mit dem Sprit umgeht.

Nicht flotter als der neue V6-Turbodiesel ist mit 9,4 Sekunden und 220 km/h der ebenfalls neue 129 kW (175 PS) leistende 2,0-Liter-Turbomotor bei den Benzinern, der allerdings 9,2 l/100 km braucht. Mit 8,1 l/ 100 km messbar sparsamer ist da der neue 2,2-Liter-Benziner mit 114 kW (155 PS), der binnen 9,8 Sekunden Tempo 100 und maximal 211 km/h erreicht – ein Benziner einer neuen Art bei Opel. Denn er ist der erste Benzin-Direkteinspritzer aus Rüsselsheim. Ein Aggregat allerdings, bei dem Opel nicht auf die von anderen Herstellern eingesetzte Schichtladung setzt, sondern auf den kontinuierlichen Betrieb mit Lambda 1. Denn die theoretisch hohen Verbrauchseinsparungen mit Schichtladetechnik ließen sich, wie Opel-Entwickler erklärten, im Langzeit-Versuch und mit Sprit, der immer wieder Verunreinigungen durch Schwefel enthielt, nicht verwirklichen. Aber dank höherer Verdichtung und hoher Abgasrückführquoten bei Teillast erreicht man ohne die aufwändige Steuerung für einen Magerbetrieb problemlos einen rund sechs Prozent niedrigeren Verbrauch bei sechs Prozent mehr Leistung und zehn Prozent mehr Drehmoment als bei einem Saugrohreinspritzer – ein Ergebnis, das sich sehen lässt.

Beim Fahrwerk setzt der Signum natürlich auf die beim Vectra bereits so überzeugende Technik. Dank des längeren Radstandes allerdings bietet der Signum noch mehr Fahrstabilität und mehr Fahrkomfort und zeigte sich bei den ersten Probekilometern als ausgesprochen dynamisches und agiles Auto, das durchaus auch Fahrvergnügen bereiten kann – insbesondere in der Ausstattungsvariante Sport mit ihrem um 20 Millimeter tiefer gelegten Sportfahrwerk mit 17-Zoll-Rädern.

Trotz seines Oberklassekomforts bleibt der Signum ein erschwingliches Auto, dessen Preise bereits bei 23 000 Euro beginnen. Und schon die Basisversion zeigt sich mit Klimaanlage, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, vier elektrischen Fensterhebern, einem kompletten Sicherheitspaket mit Front-, Seiten- und Kopfairbags, aktiven Kopfstützen auf allen äußeren Plätzen und einem ABS mit Kurvenbremskontrolle (CBC), Bremsassistent und elektronischer Bremskraftverteilung sowie der Fahrdynamikregelung ESP erfreulich gut ausgestattet. Wer mehr Ausstattung wünscht, erhält die in den Varianten Elegance, Sport und Cosmo, wobei das Spitzenmodell Cosmo mit Lederinterieur auch bei der Ausstattung mit Unterhaltungs- und Informationselektronik nur noch wenige Wünsche offen lässt – etwa den nach dem adaptiven Kurvenlicht (AFL), der Klimatisierungsautomatik oder der automatischen Niveauregulierung. Insgesamt ein rundum überzeugenes Konzept, das beste Voraussetzungen bietet, die Rückkehr von Opel auf die Straße des Erfolgs vor allem auch mit innovativen Modellen spürbar zu unterstützen, so dass die 65 000 Signum, die Opel noch in diesem Jahr verkaufen möchte, eventuell nicht reichen werden.

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