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Friedrichshain: Ein typisches Stück Berlin

Die Anfänge der Reggae-Band "Seeed" liegen hier, zahlreiche andere Bands geben täglich Konzerte und nahezu jedem Berliner ist es ein Begriff: das "YAAM" am Ostbahnhof.

"Das YAAM ist einer der Orte, die Berlin zu dem machen, was es ist", sagt Marie, 19 Jahre, aus Zehlendorf. "Wenn ich hier bin merke ich immer wieder wie toll es ist, Berlinerin zu sein!" An der Spree sitzen, Musik hören oder Beach Volleyball spielen - das sind die Gründe, aus denen den ganzen Sommer lang vor allem Jugendliche ins "YAAM" kommen. Sobald man das Gelände betritt riecht es nach leckerem Essen und der Blick fällt sofort auf den großen Strand, der geradewegs zur Spree führt. Laute Reggaemusik lässt einen in eine andere Welt eintauchen und Kinder bewegen sich zum Takt der Musik. Ein multikultureller Platz, an dem Jugendliche aus aller Welt zusammenkommen, wurde geschaffen.

Gelobt wird die Eigeninitiative ebenso wie die ehrenamtliche Arbeit - jegliche finanzielle Unterstützung bleibt allerdings aus. Somit ist das YAAM schon immer ein Zwischennutzer. Längerfristige Perspektiven gab es noch nie, das macht die Suche nach Sponsoren sehr kompliziert. Seit den Anfängen 1994 hatte das YAAM schon vier verschiedene Standorte, immer wieder bestand die Ungewissheit darüber, wie es weiter gehen würde. Heute liegt das YAAM am Ostbahnhof und direkt an der Spree - ein ziemlich passender Ort für all das, was es bieten möchte. Eine Konzerthalle, eine Strandbar, die für ein paar Stunden das Gefühl entstehen lässt, im Urlaub zu sein und Platz für Sportturniere sind vorhanden. Doch genau hier, an einem Ort der Ruhe und Zufriedenheit, sollen im Rahmen des Investorenprojekts "Mediaspree" drei große Bürohäuser entstehen. Bürohäuser, die gegensätzlicher zur Idee des "YAAMs" nicht sein könnten. "Mediaspree" strebt eine komplette Neustrukturierung des Spreeufers an. Grün- und Kulturflächen werden vernichtet und durch Bauklötze ersetzt. Initiativkreise wie "Mediaspree Versenken!" versuchen mit Gegenaktionen den Bezirk und den Charme Berlins zu retten, viele alternative Projekte wurden aber bereits vernichtet; unter anderem mussten die "Bar 25" und die "Maria am Ostbahnhof" ihren Betrieb einstellen. Auch die Baupläne und eine Baugenehmigung für das "YAAM"-Gelände existieren bereits und sicher ist, dass es früher oder später weichen muss. Wo das enden soll weiß niemand. Tontechniker Muk, dem man durch seine langen Dreadlocks geradezu ansieht, dass er schon seit 12 Jahren im "YAAM" arbeitet, beschreibt die Beziehung zum neuen Besitzer, dem spanischen Unternehmen URNOVA, als "konfliktlos". Dies sei eine gute Voraussetzung für alles, was noch kommen wird. Trotzdem muss der Ort verlassen werden. Wann genau das der Fall sein wird, kann uns niemand sagen. “Irgendwann wird es soweit sein.”, sagt er. Wie in all den letzten Jahren wird man sich dann erst darum kümmern können, wie sich die Initiative fortsetzt. Die Hoffnung besteht, dass das "YAAM" weiterhin bestehen wird und die Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze nicht verlieren. "Es wird immer weitergehen!", sagt Muk und verdeutlicht uns, dass hier noch keiner aufgegeben hat.

Dieser Text entstand im Rahmen der Tagesspiegel-Schülerakademie.

Julia Kaiser

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