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Schule: Japanische Viererbande

Auch wenn sich der Schnee bei uns selten blicken lässt – Allradautos liegen im Trend. Suzuki ist Spezialist: Eine Runde mit Swift, Grand Vitara, SX4 und Jimny

Von Sabine Beikler

Großstadt-Feeling an der Ampel: Leute mit dunkel getönten, supercoolen Brillen sitzen in wuchtigen Autos mit meterhohen Rädern und extra breiten Reifen. Vorbei sind die Zeiten, als Audi 1980 den Quattro als erstes Großserienfahrzeug mit permanentem Allradantrieb vorstellte. Heute liegen Autos mit allen Vieren in Deutschland voll im Trend. 2005 waren von rund 46 Millionen Kfz 1,74 Millionen Allrad-Pkw angemeldet. Vierradantrieb macht aber nicht nur abseits von Straßen, im Gebirge, auf der Fahrt in den Winterurlaub oder bei Schnee Sinn.

Gleich vier Allradsysteme bietet Suzuki seinen Kunden an. Seit letztem Jahr ist sogar der kleine Cityflitzer Swift als Fünftürer mit permanentem Allradantrieb erhältlich. Ob dieser 3,7 Meter lange Kleinwagen aber den kurvig gesteckten Dynamikparcours im 2000 Meter hoch gelegenen Tiroler Wintersportort Kühtai unbeschadet übersteht? Der Swift umkurvt die Pylonen bei leicht vereistem Untergrund problemlos und bleibt genau in der Spur. Dank kurzer Schaltwege kommt bei der kurvenreichen Strecke richtig Rallye-Feeling auf. Doch beim extremen Driften um die Kurven muss man aufpassen, dass der Swift nicht zu weit hinausgleitet: Der Fahrer kann die Kraftverteilung nicht mehr beeinflussen. Also, Fuß vom Gas, denn eine elektronische Stabilitätskontrolle (ESP) ist Fehlanzeige.

Vorder- und Hinterachse sind beim Swift durch eine Viskokupplung verbunden, die als Mittendifferenzial agiert. Das Prinzip: Die vordere Antriebswelle überträgt die Drehbewegung über kreisförmige Scheiben (Lamellen) an ein zähflüssiges Öl, das wiederum weitere Lamellen an der Hinterachse antreibt. Die Lenkung geht bei dem rund 1,1 Tonnen schweren Kleinwagen sehr leicht und ungemein direkt. Auf der Bergstrecke bei Schnee klettert der Swift langsam und ohne störrischen Motor bergauf. Bei schneller Fahrweise auf gewelltem Untergrund aber setzt der kleine Straßenflitzer schon mal leicht auf.

Davor braucht man beim 1,7 Tonnen schweren Grand Vitara nun wirklich keine Angst zu haben. Die dritte Generation des SUV (Sports Utility Vehicle) ist selbst für schweres Gelände tauglich. Allerdings ist der „Offroad-Athlet“, so der Werbejargon, auf dem Dynamikparcours auch der schwerfälligste unter den Allradantrieblern. Er bleibt zwar gut in der Spur, aber Spaß macht es nicht, mit einem Nilpferd im Vergleich zum gazellenartigen Swift um die Kurven zu driften. Unter 2000 Umdrehungen tut sich leistungsmäßig beim Vitara fast nichts. Dafür schnauft er den Berg im ersten Gang ohne Murren nach oben. Bergab durch Kurven geht’s schon mal im zweiten oder dritten Gang. Das permanente Allradsystem hat zusätzlich eine Mittendifferenzialsperre und eine Geländereduzierung zur Verfügung. Die Umschaltung von 4H auf den 4H-Lock-Modus funktioniert sogar während der Fahrt im Gelände: In dem Moment werden vordere und hintere Kardanwelle durch eine Sperre starr verbunden, und es werden jeweils 50 Prozent des Antriebsmoments an beide Achsen weitergeleitet. Der Vitara lässt sich dann kaum noch aus der Spur bringen.

Wer sich weder mit SUV noch Kleinwagen anfreunden will, kann es mit einer Kreuzung aus Vitara und Swift versuchen. Seit Juni gibt es den 1,3 Tonnen schweren Suzuki SX4. Der Urban-Cross-Car hat offroad-typische Elemente, ist sportlich und mit dem i-AWD (intelligent wheel drive) ausgestattet, bei dem zwischen drei Einstellungen gewählt werden kann: Frontantrieb für Fahrten auf trockenem Asphalt, Allradantrieb und ab 60 km/h der Auto-Modus. Mit diesem Modus fährt der SX4 zunächst nur mit Frontantrieb, bei verändertem Grip schaltet sich die Hinterachse zu. Serienmäßig gibt es ABS und ESP. Der SX4 kommt mit Schlamm, Schnee, Eis, Hügeln oder Bodenwellen prächtig zurecht. Das Fahrzeug erinnert an ein perfektes Bond-Auto. Kein Unter-, kein Übersteuern, keine durchdrehenden Räder. Kontrolle pur.

Fährt man gern mit einem gewissen Spaßfaktor Auto, ist man beim 1,2 Tonnen schweren Gelände-Mini Jimny bestens aufgehoben. Auf Schnee zwischen den Pylonen mit Heckantrieb fahren, Driften um die Kurven mit entsprechendem Gegenlenken und bis zu einer Geschwindigkeit von 100 km/h auf Knopfdruck Allradantrieb zuschalten: Bei diesem Fahrzeug kann man manuell auf die Kraftverteilung Einfluss nehmen. Auch wenn man auf den ersten Blick dem Jimny keine Geländegängigkeit zutraut, schafft er mit der zuschaltbaren Geländereduzierung extremes Gelände. Auf der vereisten Bergstrecke in Tirol gaben wir Gas: Wie ein kleiner Flummiball hüpfte das Fahrzeug über die Strecke und hielt auch sicher die Spur. Die harte Federung dürfte wiederum nur sportlichen Fahrern nichts ausmachen.

Problemlos könnte man mit den Suzukis Bergregionen in Laos oder isländische Gletscherflüsse durchqueren. Aber auch in Berlin ist Vierradantrieb von Vorteil: Wir ahnen doch, wie Fahrer mit cooler Sonnenbrille bei millimeterdünner Schneedecke sonst ins Rutschen kämen …

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