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Nachhilfe im Internet: Im Netz statt auf der Schulbank lernen

Extrastunden mögen Schüler nicht, das Internet hingegen schon. Warum also nicht beides kombinieren? Die Zahl der Nachhilfeplattformen im Netz steigt.

Eine Gruppe Jungs soll 100 Kilo Chips aufessen; fünf Jungs schaffen in acht Tagen zwölf Kilo, bevor weitere elf Teenager dazustoßen und mitknuspern. Wie lange dauert es, bis die 100 Kilo weg sind? Wer im Unterricht aufgepasst hat, wird schnell erkennen: Hier ist der gute alte Dreisatz gefragt. Und wem diese Erkenntnis nicht sofort vor dem inneren Auge aufblitzt – der wird schnell einen Geschmack davon bekommen: Martin Wabnik skizziert in knapp zehn Minuten auf einem großen Blatt Formel und Lösungsweg. Er hat sich das Chips-Jungs-Problem ausgedacht, ebenso wie die Frauen-beim-Einkaufen-Frage, die Fibonaccizahlen-Gemüse-Illustration und Dutzende weitere Aufgaben. Der 46-Jährige ist der produktivste Mathetutor auf der Nachhilfeplattform sofatutor.com, ein 2009 freigeschaltetes Start-up zweier ehemaliger Berliner Studenten. Wabnik bringt Mathelektionen und -übungen dorthin, wo sie jeder Schüler jederzeit abrufen kann: auf den Bildschirm des eigenen Computers, Tablets oder Smartphones. Zwischen fünf und 15 Minuten lang sind seine Clips; mehr als 2000 der rund 8700 Lernvideos auf der Plattform sind von ihm.

Das Lernen im Internet ist bei Schülern beliebt. Laut einer aktuellen repräsentativen Schülerbefragung im Auftrag des Nachhilfeanbieters Studienkreis nutzen fast 80 Prozent der Schüler das Internet für Informations- und Recherchezwecke. Mehr als die Hälfte der Befragten hat angegeben, während der Hausaufgaben im Netz zu surfen – und zwar nicht nur auf Facebook, sondern auch auf der Suche nach Informationen. Ein Viertel der 800 befragten Schüler gab an, sich mit Lernvideos Unterrichtsstoff anzueignen.

Zwei Modelle sind bei der Online- Nachhilfe zu unterscheiden. Lernplattformen wie Sofatutor stellen Videos online, die sich die Schüler zu Hause oder unterwegs selbst anschauen können. Anbieter wie etwa Studienkreis und das Berliner Lernwerk hingegen laden ihre Schüler via Skype zur Nachhilfestunde ein, bei der Schüler und Lehrer über Headset und Webcam verbunden sind und den Stoff gemeinsam durchgehen.

Solche Einzelstunden kosten in der Regel so viel wie reguläre Einzelnachhilfe; bei Studienkreis zum Beispiel zwischen 15 und 20 Euro für 45 Minuten. Bei Sofatutor, einem der größten deutschen Anbieter, kostet der Zugang je nach Laufzeit des Abos zwischen 15 und 35 Euro pro Monat; dafür ist die Seite ohne Werbung, die Tutoren bekommen ein Honorar oder Gehalt und Sofatutor garantiert die Orientierung an den Lehrplänen. „Bis Jahresende wollen wir für alle Kernfächer den Lehrplan abdecken“, sagt eine Sprecherin.

Das Lernen mit Videos setzt viel Selbstdisziplin voraus – und Nachfragen sind nicht möglich. „Solche Videos sind deshalb für sehr junge Kinder nur wenig geeignet“, sagt Simone Vintz von der Stiftung Warentest. „Zu groß ist die Gefahr, dass sie vor dem Monitor einfach abschalten.“ Auch die Macher von Sofatutor haben gemerkt, dass vielen der rund 44 000 Nutzer die Videos alleine nicht ausreichten. Deshalb bietet die Plattform seit kurzem einen täglichen Chat mit Tutoren und in Kooperation mit Studienkreis auch Online-Einzelnachhilfe an; für die Kombination aus dem Zugriff auf die Lernplattform und 45 Minuten Einzelnachhilfe pro Woche müssen Eltern bei Sofatutor monatlich 99 Euro bezahlen.

„Die Nachfrage nach Online-Nachhilfe steigt, auch wenn die übliche Präsenznachhilfe dadurch noch lange nicht abgelöst wird“, sagt Thomas Momotow, bei Studienkreis Referent für Berlin und Brandenburg. Die Studienkreis-Institute betreuen in Berlin und Brandenburg jeweils rund 2000 Nachhilfeschüler, den überwiegenden Teil von ihnen nach wie vor in den Instituten. Online-Nachhilfe sei ein sehr neues Phänomen, es gebe bisher noch nicht einmal eine Statistik über die Nutzerzahlen, sagt Momotow.

Auch Qualitätsuntersuchungen fehlen bislang. Eltern, die für ihre Kinder einen Anbieter auswählen, sollten die Angebote im Netz deshalb sorgfältig prüfen (siehe Kasten). Im Zweifel empfiehlt sich: Ausprobieren. Fast bei allen Anbietern gibt es kostenlose Probestunden, bei vielen auch mehrere.

Auf Lernplattformen lohnt es sich, vor der kostenpflichtigen Anmeldung Beispielvideos anzuschauen. Wie die von Martin Wabnik. Der 46-Jährige hat mit seinen Matheclips 2007 begonnen, die ersten Videos lud er bei Youtube hoch. „Man muss Mathematik anschaulich vermitteln, ohne dabei das wissenschaftliche Fundament zu vergessen“, sagt Wabnik. Die Anschaulichkeit hat er zu seinem Markenzeichen gemacht: Exponentialfunktionen erklärt er, indem er verschieden große Würste aus Salzteig knetet und die Fibonaccizahlen mit zerpflücktem Salat. Und das Chips-Jungs-Problem? Die richtige Lösung: Es dauert 26,3 Tage, bis die 100 Kilo weg sind.

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