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Lieselotte Stockhausen-Döring ist neue Landeselternsprecherin.

© Kai-Uwe Heinrich

Neue Landeselternsprecherin: „Es ist besser, jetzt in Bildung zu investieren“

... als später in Sozialhilfe, sagt die neue Vorsitzende des Landeselternausschusses, Lieselotte Stockhausen-Döring. Im Interview spricht sie darüber, was Eltern und Schüler jetzt am dringendsten fordern.

Am Donnerstag sind Sie gegen den Interimsvorsitzenden André Nogossek zur Wahl um den Vorsitz des Landeselternausschusses angetreten. Warum?
Ich bin von Mitgliedern des Ausschusses darum gebeten worden und habe mich dazu entschlossen, weil es sehr wichtig ist, dass die Berliner Eltern eine Stimme haben und mitreden können.

Nach der Wahl hat Ihr Gegenkandidat sein Vorstandsmandat niedergelegt, weil Sie angeblich zu stark in der FDP engagiert sind. Ärgert Sie das?

Bitte haben Sie Verständnis, dass ich mich dazu nicht äußere. Ich bin ja auch angetreten, damit im Landeselternausschuss wieder gearbeitet wird und es endlich wieder um Sachthemen geht. Das sind wir Eltern und Schülern schuldig.

Welche Themen wollen Sie anpacken?

Am wichtigsten ist den Eltern – das haben auch Befragungen ergeben – die Qualität des Unterrichts. Die müssen wir halten und verbessern und das angesichts sprunghaft gestiegener Schülerzahlen. Was mich und viele Eltern auch umtreibt, ist der Sanierungsstau der Schulen.

Dafür sind die Bezirke zuständig.

Nur auf den ersten Blick. Die Bezirke sind finanziell vom Land abhängig.

Das aber schon ein zusätzliches Sanierungsprogramm von über 60 Millionen Euro beschlossen hat.

Ja, aber das reicht nicht. Allein der Bezirk Steglitz-Zehlendorf hat einen Investitionsbedarf bei Schulen von 180 Millionen Euro. Und da geht es nicht um Edelsanierung, sondern um grundlegende Dinge wie bröckelnde Gebäude, feuchte Wände, furchtbare Zustände bei den Toiletten, fehlende Sportanlagen oder marode elektrische Leitungen, die modernen Unterricht gar nicht zulassen.

Sie fordern also mehr Geld vom Land?

Ja, das tue ich.

Wo soll es herkommen?

Man muss über Umverteilung nachdenken. Es ist besser, jetzt in gute Bildung zu investieren als später in Sozialhilfe.

Und was kann der Landeselternausschuss selbst tun?

Ich würde gern die Arbeitsgemeinschaften zu bestimmten Themen wieder beleben. Bei Inklusion und Schulessen haben die viel erreicht, das geht sicher auch bei anderen Fragen.

Wie ist Ihre Haltung zur Inklusion?

Ich finde eine gleichberechtigte Behandlung von Schülern mit und ohne Förderschwerpunkt erstrebenswert. Es sollte nur mit Augenmaß erfolgen und nicht alles auf einmal losgetreten werden wie beispielsweise beim Jahrgangübergreifenden Lernen (Jül).

Was sagen Sie zu den gegenwärtigen Streikaktionen der GEW?

Uns Eltern liegt viel daran, dass wir kompetente und motivierte Lehrer haben. Deshalb kann ich das Ansinnen der Gewerkschaft verstehen. Ich bin allerdings absolut dagegen, das an Prüfungstagen zu machen. Denn damit lässt man seine Schützlinge in kritischen Momenten allein. Prüfungen sind kritische Momente.

Sie engagieren sich seit Jahren als Elternsprecherin in Steglitz-Zehlendorf. Warum?

Ich habe eine pädagogische Ausbildung und eine 16-jährige Tochter. Das ist Motivation genug.

Das Gespräch führte Sandra Dassler.

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