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Pro & Contra: Migrantenquote an Berliner Schulen?

Soll es eine Migrantenquote an Berliner Schulen geben? Welche Argumente sprechen dafür und welche dagegen?

PRO

Mein Freund Wolfgang lebt im Südwesten der Stadt, wählt Schwarz, aber auch mal Gelb, wenn ihm die CDU zu weit nach links rutscht. Über das Schulproblem sagt der Vater von zwei Kindern: „Alle Einrichtungen müssten die gleiche Quote von Muttersprachlern haben, damit die Sprach- und Kulturbarrieren fallen.“ Wie es sich für einen Konservativen gehört, sagt Wolfgang aber auch: „Das ist natürlich nicht umsetzbar.“ Da kann man mal sehen, wie konservativ Rot-Rot geworden ist. „Völlig unrealistisch“, winken deren Sympathisanten ab, wenn sie vom Ansinnen hören, sich Gedanken über eine faire Mischung von Schülern deutscher und nichtdeutscher Herkunft zu machen. Rot-Rot lässt lieber alles laufen, so wie man die Gentrifizierung in der Stadt laufen lässt. Deshalb wachsen die Ghettos in Wedding und Neukölln. Das ist unfair, weil so Sprachbarrieren aufgebaut werden, die den Weg in den Arbeitsmarkt versperren. Die Quittung kriegen am Ende alle: von verlorenen Generationen wie in den Banlieues von Paris. Wer das verhindern will, muss lernen zu teilen: die guten Schulen, die guten Quartiere. Dann werden Kinder verschiedener Herkunft spielerisch zusammenfinden und eine gemeinsame Sprache finden. Ach ja, geeignet wäre dazu in diesem Lande: die deutsche. Ralf Schönball

CONTRA

Kinder nach ethnischer Herkunft zu sortieren, ist so rassistisch wie absurd. Beides fängt bereits bei der Zuordnung an: Wann ist ein Kind deutsch? Wenn es den deutschen Pass hat, deutsche Eltern, einen deutschen Namen? Und: Was sagt das aus? Es gibt sie, die Kinder, die einen ausländischen Namen tragen, aber dennoch perfekt integriert und in der Lage sind, fließend deutsch zu sprechen.

Eine Quote nach Ethnie würde Kinder mit Migrationshintergrund mit schlechten Schülern gleichsetzen. Das wäre stigmatisierend und grundfalsch: An einigen Schulen in Lichtenberg schneiden deutsche Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern schlechter ab als gut geförderte Kinder mit Migrationshintergrund in Kreuzberg oder Neukölln. Die Botschaft aber, die den zu „dummen Migranten“ gemachten Kindern vermittelt wird, würde Ausgrenzung nur weiter vorantreiben.

Natürlich: Eine Ghettoisierung einzelner Bezirke darf nicht passieren, die soziale Mischung der Kieze muss gefördert werden. Aber dies muss durch Anreize wie etwa die Subvention von Mieten oder die Mischung der Schüler geschehen – und zwar guter und schlechter Schüler, sowohl aus deutschstämmigen Familien wie aus Einwandererfamilien. Patricia Hecht

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