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Puzzeln für die Prüfung: Studenten unterrichten Schüler

In Workshops bringen Studenten Schülern wissenschaftliches Arbeiten bei. Die Schüler finden das klasse und bleiben freiwillig.

Den zusätzlichen Unterricht am Nachmittag finden die Abiturienten des Carl-Friedrich-von-Siemens-Gymnasiums in Spandau klasse - und bleiben freiwillig in der Schule. Denn auf dem Stundenplan steht wissenschaftliches Arbeiten, und das interessiert alle. Schließlich ist eine Präsentation oder wissenschaftliche Hausarbeit seit dem vergangenen Schuljahr eine Prüfungskomponente des Abiturs.

Wie man ein Thema formuliert, Literatur recherchiert und richtig zitiert, erklärt zum Beispiel Annika Brunck den Schülern. Die junge Frau studiert im dritten Semester Englisch und Spanisch an der Freien Universität Berlin auf Lehramt. Und sie ist eine von 15 Studenten, die Schüler in wissenschaftlichem Arbeiten fit machen wollen.

Heute geht es darum, die Amerikanisierung des deutschen Wahlkampfs in einer Arbeit darzustellen - etwa wie Kanzlerduelle im Fernsehen zu bewerten sind. Und eine solche Arbeit braucht zunächst einmal eine Struktur, sagt Annika Brunck. Die 21-jährige Studentin verteilt deshalb Zettel, auf denen mögliche Überschriften für Unterpunkte stehen. Dann wird gemeinsam damit gepuzzelt, bis ein Verlauf für eine Arbeit steht. "Die richtige Reihenfolge zu finden, ist gar nicht so einfach, weil alles irgendwie zusammenhängt", sagt die Studentin.

Auch Robert Greve gehört zu den Studenten, die den Schülern das Know-how für wissenschaftliches Arbeiten beibringen. Als er vor zwei Jahren einer Freundin kurz vor deren Abitur erklären sollte, worauf es dabei ankommt, fiel ihm die Wissenslücke der Schüler auf. Ein erster Methodenworkshop an seiner ehemaligen Schule, dem Sophie-Charlotte-Gymnasium, bestätigte den Bedarf. "Wir haben mit etwa 15 Schülern gerechnet, aber es kamen über 70", sagt der 24-Jährige. Gemeinsam mit zehn Studenten gründete er daraufhin den Verein Studenten machen Schule.

Spezielle Fortbildung für die Lehrer

Die Senatsschulverwaltung informierte alle Oberschulen über das Angebot und unterstützte die Studiosi bei den Schulkontakten. Seither steigt die Nachfrage nach den Workshops stetig. Im vergangenen Schuljahr haben sich rund 1000 Schüler in 41 Workshops an 17 Schulen auf ihre Prüfungen vorbereitet. In diesem Schuljahr führten die Studenten aus Berlin und Potsdam bereits 67 Workshops an Berliner Schulen durch. Jeder Workshop dauert zwei Doppelstunden. Zusätzlich bieten die Studenten eine Sprechstunde an, in der die Schüler individuelle Fragen klären können.

Der Schulleiter der Carl-Friedrich-von-Siemens-Schule begrüßt das Angebot. "Die Studenten können wissenschaftliches Arbeiten authentischer vermitteln, sie wissen, was an Universitäten verlangt wird", sagt Michael Pohl. Außerdem hätten sie aufgrund des geringen Altersunterschieds oft einen guten Draht zu den Schülern. Und auch Annika Bruck ist begeistert dabei. "Für mich sind die Seminare das beste Training für die Zukunft, weil das Studium zu wenig Praxis beinhaltet."

Als auch Lehrer an den Workshops teilnahmen, um ihr Wissen über Power- Point-Präsentationen und wissenschaftliches Arbeiten aufzufrischen, entwickelten die Studenten eine Fortbildung speziell für sie. Hier lernen die Pädagogen wie man online Literatur recherchiert, Medien im Unterricht einsetzt oder aus einer Idee ein Thema entwickelt.

Nachdem die Schüler in den 90 Minuten am Nachmittag viel über den Aufbau einer Präsentation oder Hausarbeit, über die Formulierung eines Titels und einer Leitfrage gelernt haben, klappt Annika Bruck ihren Laptop zu. Jetzt möchte sie nur noch wissen, ob sie den Schülern weiterhelfen konnte. Die Antwort ist ein großer Applaus.

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