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© Heiner Hütsch

Schule: Schöneberger Hilfe für Mädchenschule in Afghanistan

So sieht Hoffnung aus: Berliner Schüler halfen dabei, dass Kinder in der Nähe von Kabul zum Unterricht gehen können.

Für die Mädchen aus einem Tal südwestlich von Kabul beginnt ein völlig neuer Lebensabschnitt: Sie dürfen zur Schule gehen. Das ist in Afghanistan immer noch nicht selbstverständlich, denn die religiös-fundamentalistischen Männer der Taliban sind der Meinung, dass Bildung nichts für Frauen ist.

Aber die Mädchen aus diesem Tal haben Glück. Dazu haben auch die Schüler der Schöneberger Georg-von-Griesche- Schule beigetragen. Die Berliner Jugendlichen haben Geld für den Aufbau des Schulgebäudes in Afghanistan gesammelt. Sie haben auf Wochenmärkten Keramik verkauft, in der Schule afghanische Nächte mit Lesungen, Musik und landestypischem Essen veranstaltet und mit Ausstellungen auf den schwierigen Alltag der Mädchen aufmerksam gemacht. Die gesammelten Eintrittsgelder, Einnahmen und Spenden investierten sie in den Aufbau der neuen Schule.

Anstatt in den Unterricht zu gehen, müssen viele afghanische Mädchen auf dem Feld arbeiten oder Wasser holen, sagt Achmed, einer von rund 18 Schülern und Ehemaligen der Schöneberger Realschule, die sich in einer Afghanistan-AG für die Kinder am Hindukusch engagieren. Auslöser für ihre Mitarbeit waren Fernsehbilder, die ihnen die schwierigen Lebensbedingungen in Afghanistan näher brachten.

Für die konkrete Umsetzung ihrer Pläne arbeiteten die Schüler mit dem Berliner Verein Afghan zusammen, der bereits den Aufbau einer anderen Schule unterstützt hat. Gemeinsam mit dem Vereinsvorsitzenden und Ingenieur Safi Baborie, der in Deutschland und Afghanistan aufwuchs, hat der Lehrer und AG-Leiter Heiner Hütsch den Verein 2002 gegründet. Der pensionierte Lehrer war schon oft in Afghanistan und kennt die Situation. „Der Dorfvorsteher hat den Aufbau der Mädchenschule von Anfang an unterstützt“, berichtet Hütsch. Ohne ihn hätte die Schule nicht gebaut werden können, schließlich seien die Männer aus dem Dorf dagegen gewesen. „Viele von ihnen sind der Ansicht, dass Mädchen nur im Haus arbeiten sollen und deshalb keine Schulbildung brauchen“, sagt der Leiter der Afghanistan-AG. Nach vier Jahren Überzeugungs- und Aufbauarbeit wurde die Schule im Oktober eröffnet. Das Schulgebäude finanzierte Unicef, der Verein Afghan kümmerte sich mit 15 000 Euro um die Inneneinrichtung und die Trinkwasserversorgung. Etwa ein Drittel davon haben die Berliner Schüler durch ihr Engagement eingebracht.

Die afghanischen Mädchen werden an fünf Tagen der Woche vier Stunden zunächst in den beiden Landessprachen Dari und Paschtu sowie in Mathematik unterrichtet. Englisch und Musik sollen folgen, auf dem Stundenplan stehen auch Holz- und Lehmarbeiten, die sie später verkaufen können. Außerdem sollen Nähmaschinen angeschafft werden, damit die Kinder ihre Schuluniform nähen können. Die knapp 300 Mädchen seien begeisterte Lernerinnen, sagen die Lehrer. Einen Schulweg, der zu Fuß bis zu zweieinhalb Stunden dauert, nehmen sie gern in Kauf. Pro Klasse lernen bis zu 50 Schülerinnen zwischen vier und 18 Jahren gemeinsam. Benannt wurde die Schule nach der Berliner Schülerin Sandra, die im Frühjahr bei einem Verkehrsunfall ums Leben kam. Der Aufbau der Mädchenschule war ihr sehr wichtig. 

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