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Spandau: Junge Kunst im Problembezirk

„Styroporno“ nennt sich ein junge Kunstkollektiv aus Spandau. Die Gruppe will frischen Wind in den Randbezirk bringen. Sie finden: Spandau braucht Veränderungen, doch ziehen selbst eine Line zwischen sich und den Spandauer Normalos.

„Ich hasse die Berliner-Szene“, sagt der 19-jährige Anton, der gleichaltrige Marvin und Pi (21) stimmen zu. Dann schiebt Anton hinterher: „Alle sehen so gleich aus.“

Die drei sitzen auf einem alten Wohnzimmersofa im Garten und sehen eigentlich auch nicht anders aus als alle anderen. Sie suchen nach Worten, um sich und ihre Künstlergruppe am besten zu beschreiben. Marvin legt sein Macbook auf den Schoß und beginnt, sorgfältig Tabak auseinander zu zupfen.

Anton, Marvin und Pi sind Ur-Spandauer: ein DJ, ein Gestalter, ein Autor. Seit einem Jahr sind sie mit etwa zwölf anderen Künstlern unter dem Namen „Styroporno“ kreativ. Von der typischen Berliner Szene wollen sie sich distanzieren.

Musik, Film, Fotografie, Gestaltung und die „Feierei“ sind die Spezialbereiche, die sie durch emotionale Intensität, gemeinsam verbrachte Zeit und Austausch von  Informationen zu einem „ideenreichen Netzwerk“ zusammenfügen. „Jeder schöpft vom Potential des anderen“, erklärt Marvin. Wie bei einer Symbiose gehen sie eine Verbindung ein, die für den anderen vorteilhaft ist. Das fördert, motiviert und steigert die Vielseitigkeit und Qualität. Dennoch ist das eigentliche Ziel, mit Freunden kreativ zu sein, ohne Leitfaden oder Regeln. „Wir haben Bock was zu machen, den Drang uns zu bewegen und bewegt zu werden.“

Und tatsächlich bewegen sie ein Mikroteilchen von Spandau: den Teil, der Nacht für Nacht vor, hinter und in der Bar „Plan B“ auf Bierbänken zu den Klängen von Anton und Co. den Feierabend genießt.

Durch Veranstaltungen wie „Ice Age“ und „Wie im Film“ wollen sie zeigen, dass Spandau auch was kann. Doch wird eine klare Linie zwischen der breiten Masse in Spandau und dem „Elektromikrokosmos“ gezogen.

Spandau ist einer der Problembezirke der Hauptstadt. Der Bezirk sei vergleichbar mit Neukölln, sagt Martin Matz (SPD), Bezirksstadtrat für Soziales und Gesundheit. So sei etwa die Arbeitslosenquote in Spandau mit 19,5% um einiges höher als der Berliner Schnitt von 16,3%.

Die Frage ist, ob die Ur-Spandauer die Distanz zwischen dem Bezirk und Berlin überhaupt überwinden wollen. „Kommst du aus Berlin?“, „Nee, aus Spandau.“ - Diese Worte kann man von Spandauern oft hören.

Klar ist: Das „Styroporno“ versucht nicht, ein Berliner Vorbild zu kopieren oder sich einem anzugleichen. Braucht Spandau überhaupt ein Vorbild, um sich zu ändern? Wie wäre es mit einer kreativen Symbiose zwischen Spandau und Berlin?

Dieser Text entstand im Rahmen der Tagesspiegel-Schülerakademie.

Anika Franzkowiak

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