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Topographie des Terrors: Vergangenheit in Erinnerung behalten

Wie sah das Leben zur Zeit des Nationalsozialismus aus? Eine Frage, welche sich die junge Generationen noch stellt. Und wo lassen sich Antworten besser finden, als in direkter Nachbarschaft des ehemaligen Hauptquartier der Gestapo - in der Topographie des Terrors.

Vom 23. bis zum 27. Juli waren Schüler und Schülerinnen aus verschiedenen Berliner Gymnasien beim Tagesspiegel, um in einem Sommerkurs mehr über Journalismus zu erfahren. Die 16- bis 18-Jährigen erlebten Redakteure bei der Arbeit, nahmen an Schreibworkshops teil und recherchierten und verfassten eigene Artikel zu Themen, die sie sich selbst ausgesucht haben. Hier lesen Sie die Ergebnisse.

Seit 1987 besteht das Projekt zur Aufarbeitung der NS Zeit. 1992 gründete sich eine Stiftung zum Bau und Unterhalt eines Dokumentationszentrums. 2007 wurde mit dem Neubau begonnen, welcher 2010 fertiggestellt wurde. Der Bau wird zur Präsentation von Dauerausstellungen genutzt. So ist die Ausstellung „Topographie des Terrors“ seit Mai 2010 dort untergebracht. Auf einer Fläche von 800m² wird über zentrale Institutionen des NS-Regimes, wie die SS aufgeklärt. Das Terrorsystem des Nationalsozialismus wird ausführlich dargelegt und zahlreiche Opfergruppen finden hier ihren Stellenwert. Durch erschreckend brutale Bilder werden die unmenschlichen Bedingungen verdeutlicht. Von Frühling bis Herbst ist auf dem Außengelände zusätzlich eine Freiluftausstellung zu betrachten. Sie beschäftigt sich mit der Entwicklung und Funktionsweise der Sicherheitsapparate des Nationalsozialismus.

Als Ausstellungsort dienen die freigelegten Kellermauerreste an der Niederkirchnerstraße. Im Hintergrund sind Reste der Berliner Mauer zu betrachten. Zudem besteht das Angebot von Wechselausstellung, welche sich beispielsweise mit Euthanasie durch Nazis beschäftigten. Dieser Denkwürdige Ort zieht im Winter 2000-3000 Besucher pro Tag an, im Sommer bis zu 5000. Besucher von jung bis alt aus verschiedenen Ländern, wie Spanien, England oder Italien sind täglich anzutreffen. Besonders beliebt ist die Ausstellung für Schulklassen, denn bis zu 20 Führungen werden pro Tag angeboten. Ein interessantes Angebot, welches Zusammenhänge verdeutlicht. Die Schüler, die das Thema Nationalsozialismus bereits mehrfach in der Schule behandelt haben, fühlen sich schnell gelangweilt. Doch hier wird das erlernte Wissen mit menschlichen Schicksalen verbunden. Das in der Schule beigebrachte Wissen enthält meist nur Fakten, mit welchen wenig verbunden wird. Dieses Muster wird hier gebrochen und zudem sei es interessant, da ebenfalls neues Wissen vermittelt werde, berichtet der 17 jährige Lukas Bauer. Die meisten Jugendlichen finden es wichtig, etwas über den Nationalsozialismus zu wissen, fühlen sich jedoch selber nicht schuldig. Es handle sich hierbei schließlich um Verbrechen, welche von einer anderen Generation begangen wurden, so denkt auch die 16 Jahre alte Lisa. Für die Jugendlichen ist es schwer sich in die Zeit hineinzuversetzen. Obwohl es die junge Vergangenheit Deutschlands ist, scheint sie lange entfernt und der Gedanke, dass sich solche Verbrechen wiederholen könnten, nahe zu unmöglich. Doch auch dies ist eine Aufgabe der Topographie des Terrors – Vergangenheit präsent zu halten.

Auch wenn sich viele über vergangene Dinge informieren wollen, so mag die eigentlich Aufgabe darin liegen, eine Wiederholung solcher Verbrechen zu vermeiden.

Nico Schilling

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