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FakeNews: Westerwelle ist zurückgetreten

Stundenlang wird von einem Terroranschlag in Bluewater, Kalifornien berichtet und morgen stellt jemand die Eilmeldung von Westerwelles Rücktritt online. Warum veröffentlicht jemand sogenannte "Fakenews" und was machen sie mit uns?

„Aufgrund der anhaltend schlechten Umfragewerte teilte Guido Westerwelle gestern auf der FDP-Parteiversammlung seinen Rücktritt vom Amt des Parteivorsitzenden mit." Nach langem Überlegen sei ihm dies während seines Hochzeitsurlaub auf den Balearen mit seinem Lebensgefährten M. Mronz klar geworden. „Das schlechte Stimmungsbild in der Partei hat mir gezeigt, dass die innerparteilichen Differenzen nur durch einen Rücktritt meinerseits überwunden werden können.“, so Westerwelle. „Zudem möchte ich mich nun endlich ganz meinen familiären Verpflichtungen widmen.“

Meldungen wie diese finden sich beinahe tagtäglich im Netz, jedoch entsprechen nicht alle der Wahrheit, genau wie diese auch nur ein Auswuchs unserer Kreativität und völlig frei erfunden ist. Doch warum veröffentlicht jemand sogenannte „Fakenews“? Wie viel Glaube wird ihnen geschenkt und was für Konsequenzen ziehen sie mit sich?

Vor kurzer Zeit wurde die Welt durch eine erschreckende Meldung aus Bluewater, Kalifornien aufgeschreckt: Ein lokaler Fernsehsender berichtete stundenlang über einen Terroranschlag mit Geiselname, beinahe dankbar wurde diese Meldung schnell in vielen großen Zeitungen weitergetragen. 

Als etwas später darauf bekannt wurde, der Terroranschlag sei nur eine Inszenierung gewesen um die Medien „hereinzulegen“ fragen wir uns, wie es denn sein kann, das sich so viele auf diese fast beweislose und ziemlich absurde Meldung beziehen. Wo bleibt da die Recherche, die jeder gute Journalist doch gründlich absolvieren sollte, bevor er einen Artikel verfasst? Und wie sehr hat uns die Medienmanipulation überhaupt im Griff? Die Bluewater- Affäre ist nicht die erste Falschmeldung, und viele werden auch sicher nicht aufgedeckt.

Was die Erfinder dieser Affäre im Sinn hatten, wird also schnell klar: sie wollen den Journalisten, aber vor allem auch den Konsumenten der Nachrichten, also der Bevölkerung, klar machen, dass man nicht alles glauben soll, was berichtet wird.

Doch wir bezweifeln, dass durch diese Art der falschen Berichterstattung die Welt wirklich verbessert werden kann. Statt über die „Blödheit“ einiger Journalisten zu lachen und von nun an kritisch an das zu gehen, was man täglich in der Zeitung liest, führen „Fakenews“ eher zu einer Verunsicherung der Leser, welche so schon in der Nachrichtenflut ertrinken. 

Und wer trägt nun die Verantwortung für diese Problematik? Alle. Der Erfinder, der seine Absicht verfolgt, aber nicht an die Konsequenzen denkt. Der Journalist, geblendet von der Kuriosität der Meldung und zu beschäftigt für eine gründliche Recherche. Der Leser, der wie es scheint nur noch blind auf Skandale guckt und nicht nach ihrer Relevanz sieht.

Wir haben unsere Falschmeldung über den Rücktritt Westerwelles schnell erdacht und aufgeschrieben. Wenn wir sie normal ins Netz gestellt hätten, würden jetzt wohl die ersten Anrufe im Sekretariat von Westerwelle eingehen und morgen würde er in einer Pressemitteilung selbst verkünden, dass es nur eine Falschmeldung war und er im Amt bleibt. Was das bringt, ist dann die Frage. 

Denn innerparteiliche Differenzen kann man ja sicherlich auch anders lösen.

Elisa Georgi, Florian Wessel

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