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Berlin: Schulstreik? Aber nur mit Formular

Rektoren empört über Behördenanweisung.

Berlin - Schulleiter sind empört, dass ihnen die Bildungsverwaltung pünktlich zum ganztägigen Warnstreik am Montag einen beträchtlichen zusätzlichen Organisationsaufwand beschert. In einem Schreiben des Leiters der Schulaufsicht, Ludger Pieper, das dem Tagesspiegel vorliegt, werden sie aufgefordert, detailliert zu berichten, welche Lehrer wie lange am Streik teilnehmen, welche besonderen Vorfälle es gibt oder ob beispielsweise Arbeitsmaterialien der Schule für den Streik verwendet wurden. Das sechsseitige Formular sollen die Schulleiter am Montag bis zwölf Uhr ausfüllen.

„Das war bisher bei Warnstreiks so nicht üblich“, sagt Norbert Gundacker, Personalrat in Tempelhof-Schöneberg. Es habe sich ein Schulleiter an ihn gewandt, der die Aufforderung mit „Stasimethoden“ verglichen habe. Es sei absurd anzunehmen, dass die Streikenden Schulmaterialien verwenden würden. Die Schulaufsicht beruft sich in ihrem Schreiben auf bürokratische Vorschriften gemäß den „Richtlinien für den Fall eines Arbeitskampfes für das Land Berlin“.

Paul Schuknecht, Vorsitzender der Schulleitervereinigung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), kann die Empörung seiner Kollegen verstehen. „Der Streik bedeutet ohnehin schon einen enormen Aufwand, es müssen Notfallpläne organisiert werden“. Es sei zwar korrekt, dass die Teilnehmer gemeldet werden müssen, weil diese für die Zeit nicht bezahlt werden. Bisher habe sich das aber auf eine einfacher gehaltene Meldung beschränkt. Er erklärt sich die jetzige Anweisung mit der „Regelungswut Einzelner“. Das meiste könne man im Voraus ausfüllen, gibt er seinen Kollegen als Hinweis. An dem Warnstreik beteiligen sich mehr als 100 Schulen. Mittlerweile hat sich auch der Verband Erziehung und Wissenschaft dem Streikaufruf angeschlossen. Sylvia Vogt

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