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Berlin: Schwangere gequält: Prozessauftakt gegen Jugendliche

Die beiden Jugendlichen ließen dem hochschwangeren Mädchen keine Chance: Gemeinsam mit seinem 14-jährigen Komplizen lockte der 15-jährige Hussein (Name geändert) seine gleichaltrige Ex-Freundin am 4. Dezember 2005 auf einen Moabiter Schulhof.

Die beiden Jugendlichen ließen dem hochschwangeren Mädchen keine Chance: Gemeinsam mit seinem 14-jährigen Komplizen lockte der 15-jährige Hussein (Name geändert) seine gleichaltrige Ex-Freundin am 4. Dezember 2005 auf einen Moabiter Schulhof. Dann schlug und trat er mit seinem Kumpel immer wieder brutal auf das im siebten Monat schwangere Mädchen Jessica (Name geändert) ein. Gezielt in den Bauch – um deren ungeborenes Kind zu töten. So jedenfalls formuliert es die Staatanwaltschaf, die den beiden Jugendlichen unter anderem gefährliche Körperverletzung und versuchten Schwangerschaftsabbruch vorwirft. Am heutigen Montag stehen Hussein und sein Komplize Ugur (Namen geändert) vor Gericht. Der Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Für das bis Ende April geplante Verfahren sind insgesamt vier Verhandlungstage angesetzt.

Es sei eine der „kaltblütigsten Taten, mit denen sich das Dezernat auseinander setzen musste“, sagte Michael Havemann nach der Tat. Er ist der Leiter der Abteilung für Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und Schwangerschaftsabbruch beim Landeskriminalamt. Ein derartiger Fall sei den Ermittlern bislang nicht bekannt gewesen.

Wie die Kripo-Ermittlungen ergaben, kannten sich Hussein und Jessica aus der Hedwig-Dohm-Realschule an der Kaiserin-Augusta-Allee. Sie verliebten sich ineinander, waren für einige Monate ein Paar. Dass Jessica von ihm schwanger war, soll Hussein erst gerüchteweise über Schulfreunde ein paar Wochen vor dem Überfall erfahren haben. Er war mittlerweile von der Realschule auf eine Hauptschule in Moabit gewechselt. Weil er nicht der Vater ihres Kindes werden wollte, versuchte er offenbar, das Schicksal mit Gewalt aufzuhalten. Er bestellte Jessica zu einer „Aussprache“ auf den Schulhof. In einer dunklen, abgelegenen Ecke prügelte er dann an jenem Sonntagabend mit Ugur auf die Ex-Freundin ein. Nach den Ermittlungen der Polizei zwangen sie die Schwangere sogar noch von einer drei Meter hohen Skulptur zu springen. Am Ende raubten die beiden Jessica dann auch noch das Handy – damit sie keine Hilfe holen konnte.

Doch das Mädchen schaffte es, sich zur benachbarten Turnhalle zu schleppen. Dort hatte sich gerade ein Fußballverein zur Weihnachtsfeier versammelt. Ein Sportler rief über Handy Hilfe. Um 19.03 Uhr ging der Notruf bei der Feuerwehr ein, die sofort einen Notarzt schickte. Das Baby musste im Virchow-Klinikum durch eine Notoperation zur Welt gebracht werden. Ob es Folgeschäden zurückbehält, war gestern nicht zu erfahren. Jessica schwebte kurze Zeit in Lebensgefahr, ihr Zustand besserte sich aber bald. Das Neugeborene wurde in einem Brutkasten versorgt. Noch in derselben Nacht fasste die Polizei die beiden Tatverdächtigen. Hussein nahm die Kripo in der Wohnung seiner Eltern in Tiergarten fest. Gegen ihn wurde Haftbefehl erlassen. Der Deutsche libanesischer Herkunft lebt dort mit vier Geschwistern. Die Eltern wussten angeblich weder etwas von der Beziehung zu Jessica noch von einer Schwangerschaft. Hussein ist bereits mehrfach bei der Polizei aufgefallen. Körperverletzung, Diebstahl und Beleidigung wurden ihm vorgeworfen. Bislang gab es aber noch keine Verurteilung vor Gericht. Zu dem jüngsten Überfall soll er bislang schweigen. Sein Komplize Ugur hat die Tat nach der Festnahme zum Teil gestanden.

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