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Berlin: Scientologen werben am Alexanderplatz

Bezirksamt musste nach Gerichtsbeschluss Infozelt genehmigen. Verfassungsschutz beobachtet Organisation

Die umstrittene Scientology-Organisation nutzt den Publikumsmagneten WM für ihre Zwecke. Direkt an der Weltzeituhr auf dem Alex hat die Scientology-Kirche am Montag ihr großes Infozelt aufgeschlagen. Innen halten sich am Mittag fast nur jugendliche Anhänger auf. Die T-Shirts weisen sie als „Ehrenamtliche Scientology-Geistliche“ aus. Das Publikum zeigt wenig Interesse an den Broschüren, die über die Erweiterung des persönlichen Einflussbereichs oder das Auditing, eine spezielle Therapieform, aufklären. Die Fitnessliegen, auf denen man mittels Nervenmassagen zur Erkenntnis kommen soll, sind verwaist.

Das Bezirksamt Mitte ist nicht glücklich mit dem Scientology-Zelt. Aber vor dem Verwaltungsgericht konnte es sich nicht durchsetzen, das beantragte Sondernutzungsrecht für Infostände an zunächst vier Standorten zu verweigern. In seinem Beschluss vom Freitag hatte das Gericht ausgeführt, dass sich Scientology „auf das Grundrecht der Glaubensfreiheit berufen könne“. Auch an einem weiteren Standort in Mitte dürfen die Scientologen laut Gericht werben. Diese Gleichsetzung von Scientology mit einer Kirche stößt beim Bezirksbürgermeister, Joachim Zeller (CDU), auf Unverständnis: „Aber durch den Beschluss sind uns die Hände gebunden.“

Dass die Scientology-Organisation die WM zur Werbung nutzt, ist für Anne Rühle, frühere Sektenbeauftragte des Senats und heutige Büroleiterin von Bildungssenator Klaus Böger (SPD), nichts Neues: „Das gibt es immer wieder.“ Sie rät zu einem kritischen Umgang ohne Hysterie. „Das würde nur Scientology nützen“, sagt Rühle. Die Organisation steht seit Jahren unter Beobachtung des Bundesamtes für Verfassungsschutz. In dessen jüngstem Bericht heißt es, dass „tatsächliche Anhaltspunkte für Bestrebungen gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung vorliegen“. lme/sik

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