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Berlin: Sehnsucht nach Bürgerlichem - Bis 1911 lebte Rosa Luxemburg in Friedenau - mit Dienstmädchen

Es ist leicht zu übersehen, das Gestell aus dunklem Gusseisen vor dem Haus in der Friedenauer Cranachstraße 58 und erst beim zweiten Hinschauen entpuppt es sich als ein Denkmal für die Revolutionärin Rosa Luxemburg. Neun Jahre lang hatte sie von 1902 an in dem markanten Altbau mit der rot-weißen Backsteinfassade und dem schiefergedeckten Türmchen gewohnt, und so wird neben den Großveranstaltungen heute von 12 bis 13 Uhr wie in jedem Jahr am 15.

Es ist leicht zu übersehen, das Gestell aus dunklem Gusseisen vor dem Haus in der Friedenauer Cranachstraße 58 und erst beim zweiten Hinschauen entpuppt es sich als ein Denkmal für die Revolutionärin Rosa Luxemburg. Neun Jahre lang hatte sie von 1902 an in dem markanten Altbau mit der rot-weißen Backsteinfassade und dem schiefergedeckten Türmchen gewohnt, und so wird neben den Großveranstaltungen heute von 12 bis 13 Uhr wie in jedem Jahr am 15. Januar an ihren Todestag erinnert.

Eigentlich war auch damals Friedenau eine ungewöhnliche Adresse für jemanden, der sich für die Anliegen der Arbeiterschaft einsetzte. Doch Luxemburg hatte sich den Bezirk als Wohnort ausgesucht, da sie hier die Ruhe zum Schreiben fand, die sie brauchte. Wichtig war ihr wohl auch die Nähe zum sozialdemokratischen Theoretiker Karl Kautsky, der mit seiner Familie in der Saarstraße wohnte.

"Trotz ihrer revolutionären Ideen hatte sie Sehnsucht nach einem bürgerlichen Leben", sagt Petra Zwaka, Leiterin des Schöneberg-Museums, das 1995 eine Rosa-Luxemburg-Ausstellung gezeigt hat. In der Cranachstraße hatte Luxemburg erstmals eine eigene Wohnung und begann einen Haushalt im bürgerlichen Stil zu führen. Zwar wurde die Wohnung im dritten Stock in den dreißiger Jahre geteilt, seinerzeit hatte sie aber zwei Wohn- und Arbeitszimmer, von denen das eine Luxemburgs Partner Leo Jogiches zugedacht war. Ein Dienstmädchen schlief in der Küche. Zum Zeitpunkt ihrer Ermordung im Jahr 1919 wohnte Luxemburg jedoch nicht mehr in Friedenau; schon 1911 war sie auf der Suche nach mehr Ruhe weiter stadtauswärts in die Lindenstraße Nummer 2 in Südende gezogen - unter anderem wohl auch, um den inzwischen eingetretenen Bruch mit Kautsky räumlich zu besiegeln.

Dennoch werden in der Cranachstraße alljährlich Blumen niedergelegt, denn initiiert wurde die Veranstaltung von der Schöneberger SPD, um auf Luxemburgs Wirken in diesem Bezirk hinzuweisen. Die Bezirksverordnetenversammlung ließ in den siebziger Jahren die Tafel aufstellen. Da sich der damalige Hausbesitzer gegen eine Anbringung an der Fassade gewehrt hatte, wurde ein Gestell in einer Blumenanlage - für die man sogar einen Parkplatz opferte - aufgerichtet. In den vergangenen Jahren hat sich auch die PDS regelmäßig an dem Gedenken beteiligt; Petra Pau will dort heute wieder Blumen niederlegen. Die SPD hingegen tritt nur noch zu runden Jahrestagen mit größerer Präsenz auf.

In der Cranachstraße selbst nimmt man die berühmte ehemalige Nachbarin kaum noch wahr. Eine Zeitlang glaubte jedoch ein Bordellbesitzer aus der geschichtsträchtigen Adresse Kapital schlagen zu können und nannte seinen Laden "Rosa L." Das muss jemandem dann doch zu weit gegangen sein - ein Stein flog durch die Scheibe und trieb den Besitzer zur Umbenennung.

apa

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